Ferdinandus, B. (3)

Ferdinandus, B. (3)

3B. Ferdinandus, Princ. Lusitan. (5. Juni). Dieser sel. Ferdinand war der Sohn des Königs Johann I. von Portugal und der rommen Philippa, einer Tochter des englischen Herzogs von Lancaster. Er kam den 29. Sept. 1402 zur Welt. Schon als Knabe wurde er wegen seiner Unschuld, Sanftmuth, Folgsamkeit und Wohlthätigkeit allgemein bewundert. Obgleich er bis zu seinem 25. Lebensjahre mit mehreren und schweren Krankheiten zu kämpfen hatte, und deßhalb körperlich etwas schwächlich blieb, besaß er doch eine große Geistes- und Willenskraft, die aus seiner Strenge gegen sich selbst in Mitte des Hoflebens, aus seinem standhaften Sinn für Ordnung, Thätigkeit und Gerechtigkeit hervorleuchtet. Vom 14. Jahre an betete er täglich die kanonischen Horen, und stand um Mitternacht zur Mette auf, fastete an allen Samstagen und Vorabenden größerer Festtage des kirchlichen Jahres, speiste in der Charwoche so viele Arme, als er Lebensjahre zählte, begleitete oft mit brennender Kerze das hochheil. Sacrament, wenn es zu Kranken getragen wurde, unterstützte Kirchen und Klöster und ließ sich in alle Bruderschaften des Reiches einschreiben, um so des Gebetes Vieler theilhaftig zu werden. Auch ließ er für Kranke, Gefangene, mit Leibes- und Seelengefahr Bedrohte das heil. Meßopfer entrichten und Gebete halten. Blieb Jemand sieben Jahre in seinen Diensten, oder starb er darin, so erfreute er sich für den Todfall eines vollkommenen Ablasses, welche kirchliche Gnade der Papst dem Prinzen zugestanden hatte. Während Ferdinand die von Papst Eugen ihm wegen seiner Frömmigkeit angebotene Cardinalswürde ausschlug, nahm er, um die Armen noch besser unterstützen zu können, im J. 1434 die Großmeisterstelle des Avis- (Aviz) Ordens an, die ihm sein Bruder, König Eduard, mit päpstlicher Dispensation, da er dem Laienstande angehörte, verlieh. Es war dieses ein portugiesischer Ritterorden, von König Alphons I. unter dem Titel: »neue Miliz« gegen die Mauren gestiftet, der im J. 1162 als geistlicher Ritterorden die Regel des hl. Benedictus mit Modificationen des Cistercienserordens annahm, im J. 1166 die Stadt Evora eroberte, nach welcher die Mitglieder »Brüder der hl. Maria von Evora« sich nannten, im J. 1211 aber von König Alphons II. die Stadt Avis18 erhielt, und nach ihr den Namen änderte, der dann bleibend wurde. Im J. 1385 machte sich der König von Portugal zum Großmeister und entband die Ritter von dem Gelübde der Ehelosigkeit; im J. 1789 wurde der Orden von der Königin Maria in einen weltlichen militärischen Verdienstorben von drei Classen verwandelt. – Im J. 1437 zog. Ferdinand als 23. Ordens-Großmeister mit seinem ältern Bruder Heinrich an der Spitze eines Heeres gegen die Mauren in Afrika. Allein dieses war den zahllosen Schaaren der Mauren gegenüber zu klein; es drohte ihm der Untergang, weßwegen Ferdinand Unterhandlungen einging und sich selbst als Geißel stellte. Von da an begann für ihn eine Zeit schwerer Leiden, die nur mit seinem Tode endete. Er wurde zuerst mit 12 Portugiesen seines Dienstes, worunter sein Geheimschreiber und Biograph Alvarez, nach Arzilla gebracht, wo er sieben Monate lang fast immer krank daniederlag. Im Mai 1438 wurde er dem Könige von Fez, oder vielmehr dessen grausamem Vezier Lazurac ausgeliefert. Auf dem ganzen Wege dahin wurde er von herzuströmenden Mauren mit Schimpf, Spott und Hohn, ja sogar mit Steinwürfen empfangen. Nach sechs Tagen kam er in Fez an. Hier quälte man ihn von Tag zu Tag mit Todesschrecken; hier mußte er schwere Ketten tragen, bei Tage die niedrigsten und erdrückendsten Arbeiten unter Mißhandlungen aller Art verrichten, und die Nacht in einem engen finstern Kerker zubringen, gepeinigt von Hunger und Ungeziefer. Zeitweise wurden ihm zwar die Ketten abgenommen, und durfte er später auch nicht mehr die allerniedrigsten Dienste thun; aber sein Loos blieb immer ein schweres und bejammernswerthes. Und doch war seine Geduld unbesiegbar. Weniger um sich als um Andere bekümmert, ermunterte er seine klagenden Gefährten auf alle Weise, sprach nie ein hartes Wort gegen die Mauren, verschmähte, öfter zur geheimen Flucht aufgefordert, dieses Rettungsmittel, weil er ohne seine Getreuen nicht frei seyn wollte, und verlor nie das Gottvertrauen, auch dann nicht, als der letzte Hoffnungsstern für seine Rettung ihm unterging. Seine im Leiden heldenmüthige Seele sollte indessen die letzten 15 Monate noch schwerere Prüfungen bestehen. Er wurde nämlich von seinen Lieben gewaltsam getrennt, in eine schauerliche Höhle der königlichen Burg gebracht, in welche nie ein Sonnenstrahl fiel und nie ein gesundes, frisches Lüftchen wehte. Ein Holzblock war sein Kopfkissen, der kühle Steinboden sein Lager. Da er von Jugend auf schwächlich war, mußte er zuletzt solchen Beschwerden unterliegen. Die Seinigen fanden Mittel, ihn öfters heimlich zu besuchen, und ihm seinen Beichtvater zuzuführen, was ihm viel Trost gewährte. Gegen das Ende des sechsten Jahres seiner Gefangenschaft wurde er von der Ruhr befallen, die ihn bald in sichtbare Todesgefahr versetzte. Deßungeachtet durfte er sein Gefängniß nicht verlassen; nur der Arzt, sein Beichtvater und einige Christen durften ihn abwechselnd besuchen. Vor seinem Tode hatte er noch ein Gesicht der seligsten Jungfrau, des hl. Erzengels Michael und des hl. Evangelisten Johannes, und entschlief dann sanft am 5. Juni 1443, worauf nach finsterer Kerkernacht ihm das ewige Licht zu leuchten begann. Auch sein Leichnam ward noch mißhandelt, vier Tage lang kopfabwärts an der Stadtthor-Mauer aufgehängt, aber auch durch Wunder verherrlicht. Im J. 1451 überbrachte Alvarez, der mit Einigen die Freiheit erhielt, das Herz des sel. Ferdinand, seines ihm unvergeßlich gewordenen Herrn, nach Portugal.

Um das J. 1463 kam auch sein Leib dahin und wurde im Kloster Batalha (frz. Bataille) in der Diöcese Leira feierlich beigesetzt, wo er in der Kirche U. L. Frau vom Siege verehrt wird. Von seiner Canonisation ist übrigens nichts bekannt. (I. 561.)



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