Isaias, S. (3)

Isaias, S. (3)

3S. Isaias Proph. M. (6. Jul. al. 25. Jan. 9. Mai etc.). Isaias ist der Erste in der Reihe der vier »großen« Propheten des Alten Bundes. Er nennt sich gleich am Anfange seines Buches selbst den Sohn des Amoz, eines sonst unbekannten Mannes, der aber nicht, wie von Einigen geschah, mit dem Propheten Amos zu verwechseln ist. Nach einigen jüdischen Schriftstellern wäre der Vater des Isaias ein Bruder des Königs Amazias (838–811 v. Chr.) gewesen; aber diese Sage, welcher auch Andere beistimmten, ist nicht so begründet, daß man sie als gewiß annehmen könnte. Auf jeden Fall war, Isaias ein angesehener Mann in Jerusalem, und aus seiner schönen, erhabenen, ja sogar manchmal zierlichen Schreibart läßt sich schließen, daß er nicht von gemeinem Stande gewesen sei und auch eine gute Erziehung erhalten habe. Ueber sein Zeitalter gibt uns sein Werk selbst sichere Aufschlüsse. Wir lesen nämlich gleich am Anfange desselben (Is. 1,1), er habe als Prophet gewirkt unter den jüdischen Königen Ozias (811–759 v. Chr.), Joatham (759–743), Achaz (743–728) und Ezechias (728–699). Noch bestimmter heißt es aber später (Is. 6,1), er habe im letzten Regierungsjahre des Königes Ozias, also im J. 759 v. Chr., seinen Beruf zum Propheten-Amte erhalten. Er gehört daher jedenfalls zu den ältesten Propheten, von denen Schriften auf uns gekommen sind. Zur Zeit des nachfolgenden Königs Joatham (Jotham), welcher ziemlich gut und glücklich regierte, war die prophetische Thätigkeit des, Isaias wenig in Anspruch genommen. Er trat besonders auf als Sittenprediger, mit ernster Rüge des sittlichen Verfalls der Nation, vorzüglich der Vornehmeren. Besonders wirksam war er jedoch unter dem Könige Achaz, welcher als der schlimmste unter allen Königen von Juda erscheint. Er war ein junger, schwacher, feiger Regent, der weder Gott achtete, noch das Gesetz, noch die Propheten. Isaias warnte, bat, drohte – aber vergebens. Der König, der des Propheten nur spottete, erkaufte von Assyrien die Demüthigung seiner Feinde durch schweren Tribut und durch das Joch eigener Zinsbarkeit. Dem Achaz folgte sein Sohn Ezechias (Hiskias), einer der besten Könige von Juda, kräftig wirkend für das Gesetz und gegen den Götzendienst. Unter diesem Könige hatte, Isaias großen Einfluß; nach Einigen war er sein Lehrer und Erzieher gewesen. Aber es hatte sich unter den Großen im Staate eine mächtige Partei gebildet, welche das assyrische Joch abschütteln und sich zu diesem Zwecke an Aegypten und Aethiopien anschließen wollte. Dieser Partei widersteht nun, Isaias mit aller Kraft, warnt vor der treulosen Politik der Pharaonen, droht mit assyrischen Invasionen und verkündet jenen Frevlern den Untergang. Da man seinen Warnungen keinen Glauben schenkte, so erschien wirklich der assyrische König Sennacherib (Sancherib) mit einem Kriegsheere vor den Mauern Jerusalems, und nur durch ein Wunder wurde die Stadt gerettet, nachdem Ezechias demüthig zum Herrn gebetet, und, Isaias ihm hierauf Hilfe verkündet hatte (Kap. 36. 37). Bei einer darauffolgenden pestartigen Krankheit des Königs finden wir den Propheten, Isaias selbst mit ärztlicher Hilfeleistung:hätig und die Verheißung der Genesung war mit einem wundervollen Wahrzeichen verbunden (Kap. 38). Bald nachher hatte aber Isaias schon wieder Veranlassung, die unvorsichtige Eitelkeit zu rügen, mit welcher sich der König gegen eine babylonische Gesandtschaft benahm, die ohne Zweifel sehr eigennützige Absichten hatte (Kap. 39). Dieses geschah im 14. Jahre des Königs Ezechias – also im J. 714 v. Chr. Seit dieser Zeit finden wir den Propheten nicht mehr öffentlich handelnd auftreten; wenigstens kommt in den noch folgenden 27 Kapiteln seines Buches (Kap. 40–66) sein Name nicht mehr vor, und daher nehmen Viele an, er sei bald darauf, also noch unter dem Könige Ezechias gestorben. Allein es finden sich im Buche des Propheten selbst, sowie auch in anderen Büchern der heil. Schrift mehrere Andeutungen, welche schließen lassen, daß er auch noch unter Manasses (699–644 v. Chr.), der seinem Vater Ezechias in einem Alter von 12 Jahren nachfolgte, gelebt habe. So wird z.B. in einem späteren Geschichtsbuche (2. Chron. 32, 32) auf eine Biographie des Königs Ezechias verwiesen, welche als von dem Propheten Isaias verfaßt dargestellt wird, was denn voraussetzt, daß er den König Ezechias überlebt habe. Dazu kommt die fast einstimmige Tradition der Juden und ersten Christen, daß, Isaias unter dem Könige Manasses nebst vielen anderen Frommen eines gewaltsamen Todes gestorben. Auch die Art des Todes wird angegeben. Es heißt nämlich, er sei vom Scheitel an in der Mitte zersägt worden und zwar nach dem hl. Martyrer Justinus und Anderen mit einer hölzernen Säge. Ja der hl. Hieronymus sagt zu der Stelle (Hebr. 11, 37), wo vom Zersägen von Heiligen die Rede ist, ausdrücklich, daß die meisten Ausleger glauben, der hl. Paulus habe hiebei besonders den Propheten. Isaias im Auge gehabt. So heißt es denn auch im Mart. Rom., daß Esaias unter dem Könige Manasses in zwei Theile zersägt worden und so gestorben sei. Uebrigens war diese furchtbare Todesart wirklich nichts Ungewöhnliches im Oriente (vgl. 2. Kön. 12, 31), und von dem grausamen Könige Manasses, der nach 4. Kön. 21,16 in Jerusalem viel unschuldiges Blut vergossen hat, läßt sich schon denken, daß er unter den lästigen Sittenpredigern, die sich seiner Gottlosigkeit widersetzten, auch den Propheten, Isaias, der gewiß nicht schwieg, zu dieser schrecklichen Todesart verurtheilt habe. Isaias muß somit über 60 Jahre lang geweissagt und ein Alter von mehr als 80 Jahren erreicht haben. Von seinen sonstigen Lebensverhältnissen ist nur wenig Sicheres bekannt. Er scheint ausschließlich in Jerusalem selbst gelebt und gelehrt zu haben. Aus Is. 8,3 sehen wir, daß er verehelicht gewesen sei. Nach Is. 20,3 trug er das härene Propheten-Gewand und sicherlich hat er auch sonst, wie alle Propheten, eine asketische Lebensweise geführt. – Was sein Buch betrifft, so besteht es aus 66 Kapiteln und läßt sich in zwei Haupttheile eintheilen. Der erste Theil (Kap. 1–39) enthält verschiedene Weissagungen (Belehrungen, Warnungen etc.) gegen Verschiedene und zwar 1) gegen Juda und Israel, acht Orakel umfassend (Kap. 1–12); 2) meistens gegen fremde Völker zum Troste für Israel, neun Orakel umfassend (Kap. 13–23); 3) meistens gegen Juda mit drei Orakeln (Kap. 24–35); 4) zur Geschichte des Königs Ezechias (Kap. 36–39). Der zweite Theil (Kap. 40–66) ist wahrscheinlich unter der Regierung des Königs Manasses abgefaßt und macht ein zusammenhängendes Ganzes aus. Er handelt nämlich von der Zerstörung des chaldäisch-babylonischen Reiches, von dem Ende der babylonischen Gefangenschaft und von den Zeiten nach der Rückkehr aus dieser Gefangenschaft bis auf den großen Nachkommen Davids und den abermaligen Untergang des jüdischen Reiches etc. Nach Allioli gab. Iesaias seine Weissagungen wahrscheinlich einzeln heraus, und erst nach seinem Tode wurden sie in jene Ordnung gebracht, in welcher sie nun sich befinden. Diesem Umstande mag es zuzuschreiben seyn, daß seine Berufung zum Prophetenamte erst im 6. Kapitel steht. – Nebst diesem gewiß von dem Propheten Isaias verfaßten Buche gab es auch noch zwei andere, welche aber verloren gegangen sind, nämlich eine Geschichte des Königs Ozias (2. Chron. 26, 22) und eine ähnliche Geschichte des Königs Ezechias (2. Chron. 32, 32), von welcher schon oben die Rede war. Zwei andere Schriften, nämlich Ascensio Isaiae, in welcher unter Anderem der Tod des Isaias erzählt wird, und Visio Isaiae, in welcher das Verdienst und die Glorie der Heiligen gepriesen ist, sind jedenfalls unächt und enthalten mehrere Fabeln. Endlich glauben einige Juden, Isaias habe auch die Sprüchwörter, den Prediger (Ecclesiastes) und das hohe Lied geschrieben, welche Meinung übrigens alles Beweises entbehrt. – Isaias gehört ohne Zweifel zu den größten und erhabensten Schriftstellern des ganzen Alterthums. Darin stimmen Alle überein, die über ihn und seine Schriften geschrieben oder gesprochen haben. Er ist groß als Prophet, groß als Staatsmann, groß als Religions- und Sittenlehrer, sowie als Dichter. Der Grund gedanke, welcher sich durch alle seine Schriften hindurch zieht, ist der, daß Gott allein die Ehre, dem Geschöpfe aber im Bewußtseyn seiner Ohnmacht nur Demuth und fromme Unterwerfung unter Gottes Gerichte zieme; daß alles Vertrauen nicht auf die Geschöpfe, sondern auf den Schöpfer gerichtet werden müsse; daß alle Hilfe in geistlichen und leiblichen Dingen nur von Ihm komme, und daß jede Neigung sündhaft sei, welche nicht auf Ihn, sondern auf das Vergängliche allein gerichtet ist etc. – Besonders merkwürdig ist er aber in seinen Weissagungen über die kommenden Messianischen Zeiten, welche er so deutlich und umständlich voraussagt, daß er vom hl. Hieronymus und Andern mit Recht der »Apostel und Evangelist des Alten Bundes« genannt wird. Daher wird auch im ganzen Neuen Testamente der Prophet. Isaias allein öfter citirt als alle übrigen Propheten miteinander. Daher sagt auch Cornelius a Lapide so schön: »Das Evangelium ist mit Zeugnissen aus Isaias wie mit leuchtenden Sternen so durchwebt, daß, wer dasselbe interpretiren will, zugleich den Isaias erklärt, und umgekehrt. Denn in demselben sehen wir die Jungfrau gebären, Christum empfangen, geboren, gesucht und angebetet von den Magiern, fliehend nach Aegypten, lehrend, predigend, Wunder wirkend, leidend, sterbend, auferstehend, zum Gerichte kommend, richtend und triumphirend etc.« Isaias genoß deßwegen von jeher das höchste Ansehen unter den Propheten, sowohl in der jüdischen als auch in der christlichen Kirche. Nur den glaubenslosen Neologen der neueren Zeit, welche Alles nur natürlich erklären und namentlich von einer höheren göttlichen Erleuchtung der Propheten nichts wissen wollten, war es aufbehalten, ihn neuerdings zu zersägen, indem sie ihm mehrere Kapitel, ja einige sogar den ganzen zweiten Theil seines erhabenen Buches abstreiten wollten. Dagegen wird er schon in der heil. Schrift selbst rühmend anerkannt; denn Jesus Sirach nennt ihn einen »großen und treuen Propheten vor Gottes Angesicht, der mit großem Geiste die letzten Dinge sah etc.« (Eccli. 48,25 ff.). Vieles Lob spendet ihm auch der jüdische Schriftsteller Josephus Flavius, welcher ihn »göttlich und wunderbar« nennt und unter Anderm sagt, Cyrus (Koresch) habe die Orakel des Isaias über seine Person gelesen und sei durch dieselben besonders bewogen worden, den Gott Israels zu verehren und den Tempel zu Jerusalem wieder herzustellen. Nach den Bollandisten, welche ihn am 6. Juli (II. 250), jedoch nur ganz kurz behandeln, wird der hl. Prophet und Martyrer Isaias von den Griechen am 25. Jan. und 9. Mai verehrt, wahrscheinlich weil an einem dieser Tage seine Reliquien nach Constantinopel übertragen und in der Kirche des hl. Laurentius beigesetzt wurden. In unserer abendländischen Kirche wird dagegen sein Andenken in fast allen Martyrologien am 6. Juli gefeiert, an welchem Tage sein Name auch im Mart. Rom. steht, mit der oben erwähnten Angabe der Art seines Martertodes und mit dem Beisatze, daß er begraben worden sei »sub quercu Rogel juxta transitum aquarum«, d.i. nach Calmet »unter der Eiche des Walkers (vgl. Is. 15,7), nahe bei der Quelle Siloë«, östlich von Jerusalem, am Fuße des Berges Sion. Von da sollen seine Reliquien nach Paneas, an den Quellen des Jordans, und von dort unter Kaiser Theodosius im J. 442 nach Constantinopel gebracht worden seyn. Auch in Belgien, sowie zu Bologna und an anderen Orten sollen sich Reliquien von ihm befinden. – Die heilige Kunst stellt den Propheten Isaias dar mit einer Rolle in der Rechten und einer Säge zur Seite mit Rücksicht auf die oben bezeichnete Art seines Martertodes. Nach einer Sage hätte er sich, um der Verfolgung des Königs Manasses zu entgehen, in einen Baum verwandelt, den dieser umsägen ließ, wobei Blut geflossen sei. Von den vier apokalyptischen Thieren, die man auch auf die vier großen Propheten gedeutet hat, wird ihm der Löwe zugetheilt. †



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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