Johannes Angelus Porrus, B. (249)

Johannes Angelus Porrus, B. (249)

249B. Johannes Angelus Porrus, Presb. Conf., (24. al. 25. Oct.), aus dem Orden der Serviten, auch B. Johannes de Mediolano genannt, ist schon als B. Angelus10 (jedoch unrichtig als Martyrer) kurz erwähnt worden. Hier wollen wir nun sein Leben nach der Bearbeitung des Neo-Bollandisten Victor de Buck in Kürze geben. Der sel. Johannes wurde zu Mailand geboren, wo seine Familie zu den vornehmern zählte. Als Zeit seiner Geburt werden die J. 1420, 1430, 1434, ja sogar das J. 1440 angegeben, welch' letzteres jedoch von dem Bollandisten jedenfalls mißbilliget wird. Gewiß ist, daß sein Vater Protasius Porrus im J. 1430 zu Mailand lebte. Nach fromm durchlebten Knabenjahren trat der sel. Johannes um das J. 1450 bei den Serviten zu Mailand ein. Nach abgelaufenem Noviziate und beendigten theologischen Studien zum Priester geweiht, begab er sich nach Cavacurta, einem Hause seines Ordens, jetzt ein Dorf in der Lombardei, an der Adda (Cavacurta ad Abduam). Nach einiger Zeit verlangte er in die Einsamkeit auf den Senario zu gehen, jenem Berge bei Florenz, wo der Serviten-Orden seinen Ursprung nahm. Die dortigen Observanten waren mit dem aufgenommenen und bewährt gefundenen Conventualen so wohl zufrieden, daß sie ihm, wie berichtet wird, die Höhle des sel. Sosteneus, eines der sieben sel. Stifter des Ordens, als Wohnung gaben. Dort auf dem zur Betrachtung und zum Gebete ganz geeigneten Berge, dem hohe Pinien Schutz wider die Nordwinde und gegen die Sonnenglut gewähren, hatte der Selige zu drei verschiedenen Malen seinen Aufenthalt. Er mag im Ganzen 20 Jahre auf jenem Berge gelebt haben. Um das J. 1471 wurde er nach der Einsiedelei Chianti (Clanti eremus), die nördlich von Florenz in einer Ebene lag, als Prior berufen. Da jedoch Chianti um das J. 1477 in einem Kriege zerstört wurde, begab sich der sel. Johannes wieder auf den Senario, von wo er dann nach Florenz als Novizenmeister gehen mußte. Durch ihn gewann die Schule der Novizen einen großen Beifall. Im J. 1481 mußte er den neuen Convent St. Maria del Paradiso in Mailand gründen helfen; doch da er eine ruhigere Stelle wünschte, wurde er im nämlichen Jahre zum zweiten Male Prior in Chianti, das in diesem Jahre 1481 sich wieder aus seinen Trümmern erhob. Dort war es ihm vergönnt, bis zum J. 1485 zu bleiben, wo der neue Generalprior Alabantus ihn in das Amt eines Novizenmeisters wieder nach Florenz einberief mit der Bedingung, daß er, weil seine gebrechliche körperliche Gesundheit Weiteres nicht gestattete, wenigstens einmal des Tages den jungen Novizen Unterricht in der Heiligung (sanctimonia) ertheile. In dieser Bestimmung hatte er ungefähr zwei Jahre gewirkt, als er im J. 1487 als Prior auf den Monte Senario berufen wurde. Da er den eitlen Ruhm fürchtete, welcher ihm wegen einiger um diese Zeit gewirkter Wunder dort erwachsen war, suchte er bald wieder eine Veränderung, begab sich zum dritten Male nach Chianti, wo er nun nach Beschluß der Väter der Annunciata in Florenz zum dritten Male Prior wurde, was im J. 1488 oder 1489 geschah. Doch auch zu Chianti wollte er bald nicht mehr bleiben, weil auch da das Volk ihm zu sehr um Fürbitte bei Gott anlag. Von dort muß er im J. 1490 oder 1491 weggegangen seyn und sich unmittelbar nach Mailand begeben haben, so viel wenigstens aus den Quellen, in welchen sein Leben enthalten ist, geschlossen werden kann. Nach einigem dortigen Verweilen begab er sich im J. 1491 oder 1492 in die Einsiedelei von Corvara (Corvaria, Crovaria) in der Diöcese Piacenza, welches von Corbaria im Bisthume Luni-Sarzano verschieden ist, wo sich ein Convent der Serviten erst nach dem Tode des Seligen bildete. Dort führte er die Gemeinde zu einer strengeren Disciplin und legte den Grund zu der um die Zeit seines Todes errichteten Observanz von Corvara, deren Entstehung er selbst kaum gesehen hat. In Folge eines Fiebers, das ihn ergriffen hatte, ließ sich Johannes, weil er die günstigen Mittel zur Genesung in Corvara nicht zur Hand hatte, nach Cavacurta bringen. Diese Reise scheint er nach dem J. 1497 gemacht zu haben. Er berührte auf dem Wege das Frauenkloster seines Ordens, das zu Pizzighettone (Castrum Piceleonis) an der Adda um diese Zeit seinen Anfang genommen hatte. Dort dewahrte man nachher als Reliquie noch den Reisesack, welchen der Selige bei dieser Gelegenheit bei sich gehabt. In Cavacurta war er nun eine längere Zeit, in welcher er auch wieder genas; dann begab er sich wieder auf den Senario. Während seines Dortseyns bekam er die Offenbarung, seine Schwester sei gestorben und des Himmels theilhaftig geworden; nun werde er selber auch bald abberufen werden: daher solle er nach Mailand sich wenden um dort in seiner Vaterstadt der Botschaft vom Herrn entgegen zu sehen. Er bat also, als er, dieser höhern Mahnung getreu, dort angelangt war, den Prior des Klosters um eine Zelle, welche nahe bei dem Garten lag, wo er sich zu seinem Heimgange bereit machen könnte, und die nachher die Zelle des sel. Johannes Angelus hieß, jedoch beim Baue eines Noviziates niedergerissen wurde. In dieser Zelle starb er nun am 24. October 1506 und wurde in der Kapelle begraben, die seine Familie im Kloster der Serviten zu Mailand eigenthümlich besaß. Ungefähr ein Jahrhundert nachher, nämlich im J. 1605, ließ die Familie Porro die Kapelle und den Altar renoviren. Der Leichnam des Seligen wurde in einen weit schönern Sarg gelegt. Es war eine große Festlichkeit mit Gesängen und Musik, und ergab sich ein reiches Opfer von den Andächtigen. Im J. 1681 war eine dritte Uebertragung; denn die Kapelle bekam eine herrliche Ausschmückung durch Sculpturen und Gemälde, und der Selige wurde nach dem Altare der hl. drei Könige übertragen. Eine Bruderschaft war es vorzüglich, welche dem frommen Zwecke mit großem Aufwande sich gewidmet hatte. Als nun im J. 1691 die Kapelle fertig war, wurde am 4. Sonntag im August, nämlich am 26. Tage dieses Monats, der Selige in die Kapelle feierlich zurückgebracht, und dieses ist die vierte Translation; außerdem wird noch eine fünfte Translation vom Jahre 1725 erwähnt, welche aber nicht bedeutend gewesen zu seyn scheint. Schon früh wurden in der Kapelle Votivgeschenke (anathemata) und Gemälde aufgehängt, auch Lampen, deren eine täglich angezündet wurde, andere nur an größeren Festen brannten. Der Leib des Seligen erhielt sich bis heute unversehrt. Sein Habit war als Reliquie anfangs in Cavacurta, kam aber dann nach Mailand, wo sich geringes Volk und Landleute mit demselben noch heut zu Tage segnen lassen. Im J. 1625 ließ Erzbischof Friedrich Borromäus über die Wunder Nachforschungen anstellen, aber nur zu dem Zwecke, daß das dankbare Andenken daran bewahrt bleibe. Doch ist das Ergebniß nicht mehr vorhanden. Der hl. Carolus2 Borromäus war ein inniger Verehrer des Seligen. Er soll in seiner Jugend, als er schwer erkrankt war, von seinen Eltern der Fürbitte des Seligen empfohlen worden seyn und sogleich die Genesung erhalten haben. Nach den vorgängigen Bitten von Seite der Serviten und aufgenommenem Processe wurde im J. 1737 von Papst Clemens XII. die unvordenkliche Verehrung des Seligen bestätigt. Clemens XIII. gestattete dem Serviten-Orden, das Fest des sel. Johannes Angelus sub ritu duplici zu feiern mit eigenen Lectionen der 2. Nocturn. Da am 24. October das Fest des hl. Erzengels Raphael bereits den Tag, der eigentlich hätte dem Seligen geweiht seyn sollen, in Anspruch genommen hatte, so wurde der 25. October festgesetzt. Im J. 1743 ließen die Serviten die Zelle des sel. Sosteneus, worin der sel. Johannes Angelus auf dem Monte Senario gewohnt hatte, zu einer Kapelle umschaffen. Dort werden jährlich zwei Feste begangen: Pfingsten und der Tag des sel. Johannes Angelus. Zu Mailand erlitt die Verehrung des Seligen große Verkürzungen, indem im J. 1797 durch Kaiser Joseph II. die dortigen Serviten aufgehoben wurden, die Kirche niedergerissen und eine neue an der Stelle (St. Karl) erbaut wurde. Jedoch ist darin noch eine Kapelle dem sel. Johannes geweiht, worin sein Leib und sein Habit aufbewahrt werden. Die Bruderschaft wurde durch Joseph II. aufgehoben. Aber noch wird, wie ehmals, der 4. Sonntag im August gefeiert, und am 24. October der Leib des sel. Johannes aufgedeckt, an welchem Tage nur an seinem Altare die heil. Messen gehalten werden. Am 25. October steht der sel. Johannes Angelus Porrus auch im Martyrologium des Servitenordens. Am öftesten ist er abgebildet als abgemagert und im Gebete knieend, sein Haupt ist von Strahlen umgeben. Auch um die Canonisation des Seligen bewarben sich die Mailänder und Serviten. Im J. 1767 am 23. December erklärte in Folge derartigen Ansuchens Papst Clemens XIII., daß der sel. Johannes die christlichen Tugenden im heroischen Grade besessen habe, so daß man jetzt zur Untersuchung der vier Wunder schreiten könne. Ein Weiteres ist nachher in diesem Verfolge nicht geschehen. (X. 883–908.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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