Johannes Prandotha, B. (242)

Johannes Prandotha, B. (242)

242B. Johannes Prandotha, (21. Sept., al. 20. April), Bischof und Bekenner zu Krakau in Polen, stammte aus einem adeligen polnischen Geschlechte, aus dem auch sein Blutsverwandter, der hl. Hyacinthus8, entsprossen war. Er war nämlich gleichfalls aus dem Geschlechte Odrowaez, und zwar scheint der Zweig der Familie, woher der Selige war, Bialaczów zu heißen, welches als sein Geburtsort angegeben wird und das, wofern das bei Ritter sich findende das Besagte ist, ein geringes Städtchen im Gouvernement Sandomir wäre. Nachdem er seine Jugendzeit mit den allgemeinen und den theologischen Studien rühmlichst zugebracht, wurde er von Vislaus, dem damaligen Bischofe von Krakau, zum Priester geweiht und dann zur Würde eines Archidiakons befördert. Nach dem Hinscheiden dieses Bischofes wurde er wegen seiner erstaunlichen Sittenreinheit und Heiligkeit im J. 1242 als Bischof von Krakau gewählt. Die Wahl wurde dann vom päpstlichen Stuhle bestätigt und Johannes von dem Erzbischof Fulco von Gnesen consecrirt. Die Wahl dieses 21. (nach Zedler 22.) Bischofes von Krakau war vorzüglich dadurch ausgezeichnet, daß er von allen berechtigten Wählern auf dem Wege des Scrutiniums völlig einstimmig gewählt wurde. Durch eine nächtliche Vision wurde er ermahnt, die Canonisation des hl. Bischofes und Martyrers Stanislaus beim apostolischen Stuhle zu betreiben, was auch unter Beihilfe des frommen Boleslaus V., Herzogs von Krakau und Sandomir, sowie seiner Gattin, der sel. Kinga (S. Cunegundis2), im J. 1253 zu einem glücklichen Ergebniß führte. Diesen Herzog Boleslaus, genannt der Keusche (Pudicus), setzte er auch durch seine Vorstellungen bei den mit dem Usurpator unzufriedenen Großen und Adeligen des Reiches wieder in seine Herrschaft ein, aus der ihn sein Oheim, der Herzog Konrad von Masovien, vertrieben hatte; auch excommunicirte er den Letztern, weil er der bischöflichen Kirche von Krakau schweren Schaden zugefügt. Doch konnte Boleslaus sich gegen Konrad nicht behaupten, und auch unser, dem Boleslaus treuergebener Bischof Johannes mußte manches Ueble von Konrad erfahren. Erst mit dem J. 1247, wo Konrad starb, gelangte Boleslaus wieder zum Besitze seines Thrones, und er war dann sogleich beflissen, den Schaden, welchen Konrad den Kirchengütern gethan hatte, wieder gut zu machen. Zur Beschützung der kirchlichen Immunität nebst andern Prälaten von Papst Alexander IV. beauftragt, nahm er sich der Sache mit allem Eifer an. Es hatte nämlich Herzog Boleslaus der Kahle (Calvus), auch der Wütherich (Saevus) genannt, dengreisen ehrwürdigen Bischof Thomas von Breslau mit anderen Geistlichen im J. 1255 eingekerkert und denselben bis zum J. 1257, wo das päpstliche Schreiben erging, noch nicht losgelassen. Deßwegen ward gegen ihn ein Kreuzzug auf einer Versammlung von Bischöfen gepredigt, welche Erzbischof Fulco von Gnesen nebst seinen Suffraganen, worunter auch der sel. Johannes Prandotha war, bildete. Im nämlichen J. 1257 sah Johannes, während er in seiner Kathedrale dem Gebete oblag, die Seele des hl. Hyacinthus sammt einem Chore von Engeln, unter Begleitung des hl. Bischofes Stanislaus, in den Himmel eingehen. Später reichte er der sel. Salomea (17. Nov.), Schwester des Herzogs Boleslaus, den Schleier in dem Orden der hl. Clara1; vom ihrem Bruder, dem Herzog selbst, nahm er das Gelübde beständiger Keuschheit entgegen, während seine Gemahlin, die sel. Kunigunde, das nämliche Gelübde und die Annahme der Regel des 3. Ordens in die Hände des Ministers von Polen in der Franciscanerkirche zu Krakau gelobte. Besonders machte er sich um seine Kirche dadurch verdient, daß er die Secte der Flagellanten, welche damals in Italien und Deutschland viel Unheil anrichteten, von seinem Bisthume durch ernstliche Androhungen in kürzester Zeit entfernte. Reich an Verdiensten, besonders auch wegen seiner Liebe zu den Armen, welche ihn allgemein ihren Vater nannten, starb er am 21. Sept. 1266, versehen mit den heil. Sacramenten und unter Anhörung der heil. Messe, und wurde sodann in seiner Kathedrale beigesetzt. Nach seinem Tode geschahen viele Wunder, und als sein Leib im J. 1444 durch den damaligen Bischof von Krakau, Kardinal Zbigneus, erhoben ward, verbreitete er vier Tage lang den lieblichsten Wohlgeruch. Seine Verehrung dauerte im Bisthume Krakau bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts, wo sie in Folge der falschverstandenen Bulle Urbans VIII. vom 5. Juli 1634 allmälig erlosch, wie man denn dem Bollandisten Papebroch, als er im J. 1671 bei den Jesuiten in Krakau die nöthigen Aufklärungen über den Seligen nachsuchte, zurückschrieb, im Jahre 1633 sei der Leib des sel. Johannes Prandotha durch den Archidiakon Erasmus Kretkowsky nochmal erhoben worden, aber seit Promulgation der Bulle des Papstes Urban VIII. über den Cultus der Heiligen sei seine Verehrung null (cultus illius nullus), und die vielen ehemals aufgehängten Weihegeschenke (anathemata) seien alle weggenommen. Aber schon Papebroch bemerkt hiebei, daß die Krakauer Kanoniker ganz unrecht hiebei gehandelt, indem sie den in der Bulle enthaltenen Ausnahmsfall nicht beachtet hätten, der doch auf den sel. Johannes ganz wohl anzuwenden gewesen wäre, da la seine Verehrung beim Erscheinen der Bulle schon viel länger als 100 Jahre bestanden habe88. Die Bollandisten behandeln daher diesen Johannes Prandotha als »selig« und zwar am 21. Sept. (VI. 279–288.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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