Luchesius, B.

Luchesius, B.

B. Luchesius, (28. Apr.), auch Lucensis204 und Lucius genannt, der erste Tertiarier des hl. Franciscus, stammte nach den bei den Bollandisten enthaltenen zwei Biographien, denen wir folgen, aus dem Dorfe Cacchiano oder Gaggiano (Cagianum) bei Redde in der Florentiner Grafschaft Val di Elsa (Vallis Elsae) nicht sehr weit von dem berühmten Schlosse Poggi-Bonzi (Podium Bonitii) nordöstlich von Siena. In jenem Dorfe war es auch, wo er als junger Mann sich ansässig machte und verehelichte mit einer Frau, Namens Buonadonna (d.h. »gute Frau«). Da war sein ganzes Sinnen und Trachten nur nach den Gütern dieser Welt gerichtet; ja er wird als sehr wucherisch und geizig geschildert. Zudem nahm er den lebhaftesten Antheil an den Parteikämpfen der Welfen und Gibellinen, und wird in den alten Chroniken »ein wüthender Weise« genannt. Dieses sein habsüchtiges und überhaupt unbändiges Treiben machte ihn bei seinen Nachbarn so verhaßt, daß er sich in seiner Heimath nicht mehr aufhalten konnte und von dort weg mit seiner ganzen Familie in die südwestlich von Siena gelegene florentinische feste Stadt Poggi-Bonzi (auch Podibonitium) sich begab. Hier trieb er das Geschäft eines Wurst- und Speck-Krämers (pizzicarius, pinguiarius), und zugleich das eines Geldwechslers (collybista), später aber das eines wucherischen Getreidhändlers (frumentarius). Nach einiger Zeit jedoch erfaste ihn die Gnade Gottes, die ihm seine Geistesaugen öffnete, so daß er immer mehr und mehr Eckel und Abscheu an allem irdischen Treiben bekam, und sich entschloß, Gott durch wahre Buße zusuchen. Dieß war im J. 1221, da Luchesius etwa 30–40 Jahre alt war. Er verkaufte nun Alles, was er hatte, bis auf einen kleinen Acker, von dessen Ertrag er mit seiner Frau sich kümmerlich ernährte und auch noch den Armen mittheilte, nachdem seine Kinder inzwischen gestorben waren. Auch diente er den Kranken in den Spitälern. Als er so im ersten Bekehrungskampfe seit einigen Monaten die Schmerzen der geistlichen Wiedergeburt verkostete, fügte es die göttliche Vorsehung, daß ein Gottesmann in diese Gegend kam, um Buße zu predigen. Es war dieß der hl. Franciscus von Assisi, der selbst schon früher den nämlichen Kampf gekämpft und als glorreicher Sieger daraus hervorgegangen. Groß war der Erfolg seiner Predigten; überall gewann sein Wort Schaaren von Anhängern. Männer verließen ihre Frauen, die Frauen wollten von ihren Männern sich lossagen, um unter klösterlicher Regel zu leben. Aber Franciscus wollte nicht das Land entvölkern, sondern verhieß diesen Leuten einen Weg zu weisen, wie sie mit Beibehaltung des ehelichen Verbandes ohne klösterliche Strenge doch den Klosterleuten in ihrer Lebensart sich annähern könnten. So sprach er zuerst zu Carnerio oder Canaro im Thale von Spoleto sich aus, dann auch in den Städten von Toscana, und vorzüglich in Florenz, wo er ein in seinen Anfängen begriffenes Jungfrauenkloster traf. in welchem er eine große Menge Personen in eine Gemeinschaft sammelte, so daß die Männer abge sondert dem Krankendienste und der Pflege alter Leute mit ihrer liebevollen eigenen Thätigkeit und mit ihrem Vermögen sich hingaben, die Frauen aber unter ihrer Oberleiterin (primiceria) nothleidenden weiblichen Personen ihre Aufmerksamkeit widmeten. Dieß waren denn die Anfänge des dritten Ordens, den er im J. 1221 stiftete (vgl. S. Franciscus12, S. 275). Nach Gründung dieser Gemeinschaft kam der hl. Franciscus auch in die Stadt Pozzibonzi. Als nun der sel. Luchesius davon hörte, begab er sich zu dem heil. Manne205 und bat ihn um das Kleid des dritten Ordens, welches er denn auch sammt seiner Frau Bonadonna von ihm erhielt, und zwar als der erste von denen, die damit bekleidet wurden. Er gab ihnen nämlich das aschgraue Bußkleid dieses Ordens. umgürtete sie mit einem Stricke (nach Andern mit einem ledernen Gürtel) und gab ihnen Vorschriften, wie sie mitten in der Welt ein gottgefälliges Bußleben führen könnten, woraus dann später die Regel des dritten Ordens entstand, die endlich im J. 1289 von Papst Nikolaus IV. mit einigen Abänderungen und Zusätzen bestätigt wurde. Von nun an gab sich der sel. Luchesius, wie früher dem Weltleben, so jetzt mit einerhl. Leidenschaft der Buße hin. Er widmete sich ganz der Pflege der Kranken in den Spitälern und der Aussätzigen in den Siechenhäusern, wie sein Lehrmeister, der hl. Franciscus, es gethan. Er züchtigte seinen Leib unbarmherzig mit Fasten, Nachtwachen und blutigen Geißelstreichen, um so immer mehr die Sinnlichkeit zu ertödten und den Geist Christi zu erlangen. Auf solche Weise gelangte er bald zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit, so daß es Gott sogar gefiel, um seine Heiligkeit zu bestätigen, auf seine Fürbitte mehrere Wunder zu wirken, und durch öftere Ekstasen ihn auszuzeichnen etc. Auch seine Gemahlin Bonadonna, welcher anfangs dieses überaus strenge Leben denn doch gar zu arg geschienen hatte, eiferte er nach und nach zu immer größerer Vollkommenheit an. (S. Bona3). Wie lange Luchesius noch gelebt, darüber sind die Hagiologen sehr verschiedener Meinung. Einige lassen ihn schon im J. 1232 sterben; Andere im J. 1242, in welchem Jahre auch seine Gemahlin gestorben seyn soll; wieder Andere im J. 1245. Nach den Bollandisten starb er im J. 1260 und zwar am 28. April, oder nach Andern am 15. oder 20. April. Das ist gewiß, daß er zu Poggibonzi starb und dort auch begraben wurde. Bei seinem Tode waren viele Ordensleute gegenwärtig. Gott verherrlichte seinen Diener auch nach seinem Tode durch viele und verschiedene Wunder, die bei den Bollandisten (pag. 604–609) aufgezählt sind. Es wird in den Chroniken des Ordens erzählt, daß die Gläubigen, die zu seinem Grabe wallfahrteten, so viel Opfer brachten, daß man statt der alten, baufälligen Kapelle eine schöne, große Kirche habe bauen lassen können, wo sein heil. Leib nun in einem marmornen Grabmale ruht. Wann aber diese Kirche erbaut wurde, ist nicht recht herauszubringen. Als Papst Gregor X. auf das Concilium noch Lyon zog, kam er von Siena her auch nach Pozzibonzi (wahrscheinlich in der Fastenzeit 1274), und ließ, eines auffallenden Wunders wegen, welches in seiner Gegenwart an dem Haupte des Seligen geschah, dasselbe in feierlicher Procession herumtragen. und erlaubte, daß dieß jährlich am Passionssontage geschehe. Papst Innocenz XII. erlaubte am 27. März 1694 den Franciscanern, sein Fest sub ritu duplici zu feiern. Pius VI. bestätigte diese Festesfeier für den ganzen seraphischen Orden und erlaubte eigene Lectionen in den Tagzeiten. Auch eigene Orationen hat setzt dieses Fest bei der Feier des heil. Meßopfers, wo besonders hingewiesen wird auf die große, reiche Fülle der Erbarmungen Gottes gegen die Sünder, und auch auf die glühende Liebe des sel. luchesius. Er steht auch mit einem eigenen Elogium in jedem Martyrologium der 3 verschiedenen Ordenszweige des hl. Franciscus, und zwar im Mart. Trium Ord. (wo er früher auch am 15. April stand) und in Mart Conventualium am 28. April; in dem der Capuciner aber am 15. April. Am 11. Der. 1858 verlieh Papst Pius IX. allen Ordenskirchen des hl. Franciscus auf das Fest des sel. Luchesius einen vollkommenen Ablaß, aber nur 10 Jahre giltig. Abgebildet wird der sel. Luchesius gewöhnlich als Soldat mit einer Fahne, wobei wahrscheinlich an einen Anführer der Guelfen-Partei gedacht wird, oder sonst in weltlicher Kleidung mit einem Kreuze in der Hand. Die Bollandisten haben ihn ausführlich am 28. April. (III. 594–610).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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