Nicolaus, B. (20)

Nicolaus, B. (20)

20B. Nicolaus (23. Febr. al. 2. Oct.). Dieser selige Ordensmann im Kloster des hl. Nicolaus von Boschetto bei Genua, gest. am 23. Febr. 1456, findet sich bei Pez (Thesaurus, anectod. III. 311–339) beschrieben; die Beschreibung wurde demselben vom Convente der hl. Justina in Padua mitgetheilt. Die Boll., denen von seiner Verehrung etwas Sicheres nicht bekannt war, nennen ihn (Febr. III. 360) unter den Uebergangenen. Ein Schüler des Seligen unternahm es, bald nach seinem Hintritte seinen Lebenslauf zu beschreiben. Von Geburt ein Deutscher, und zwar ein Preuße (ex Provincia Prussiae), hatte er fromme und gottesfürchtige Eltern (leider ist ihr Wohnort, ihre Erwerbsart und Anderes nicht angegeben), welche ihn von früher Jugend in Allem unterrichteten, was zu einem ehrsamen und religiösen Leben gehört. Da sie ihm auch eine gründliche Schulbildung geben ließen, so wuchs er zu einem gutgesitteten Jüngling heran, an welchem Gott und die Menschen sich erfreuten. Wie alle Deutschen hatte er eine hohe Meinung von der großen Heiligkeit, welche an der römischen Curie herrsche (etenim apud Germanos, qui in Romana curia non fuerunt, est de Praelatis Ecclesiae magna Sanctitatis opinio). In Pisa, wo sich damals der Papst aufhielt, fand er sich sehr enttäuscht und wußte nun in großer Traurigkeit nicht, wohin er sich wenden solle. So viel war ihm deutlich geworden, daß er die Welt verlassen und in der Einsamkeit eines Klosters Gott dienen müsse. Ein Aufenthalt im Kloster St. Maria de Pratalea bei Padua, wo er Gott inständig um die Offenbarung seines Willens anrief, brachte ihm Kunde, wie in dem Benedictiner-Stift St. Justina in Padua die religiöse Observanz herrlich blühe, weßhalb er beschloß, den dortigen Abt Ludwig Barbo, einen Venetianer, um die Aufnahme zu bitten. Sein Ansuchen wurde gewährt und Bruder Nicolaus war überglücklich. Tag und Nacht dankte er Gott für die ihm erwiesene Gnade und fing mit allem Eifer an den schwierigen Weg der Vollkommenheit zu betreten. Dem heil. Gebete lag er mit Thränen ob, befolgte das Stillschweigen, liebte die Einsamkeit, mied den vertraulichen Umgang (familiaritatem), und pflegte ganz besonders die Tugenden des Gehorsams und der Demuth. Es wurde ihm das Amt eines Sacristans übertragen. Da er bei Ausübung desselben seine Meinung ohne Unterlaß auf die Ehre und Verherrlichung Jesu Christi in seinem Hause und im heiligen Dienste richtete, würdigte sich der göttliche Heiland, ihm eines Tages zu erscheinen und wie einst seinen Jüngern zuzurufen: »Folge mir nach!« Eine ähnliche Erscheinung hatte er später im Kloster des hl. Georg des Größern zu Venedig, wo er den göttlichen Heiland, in der consecrirten Hostie zu sehen gewürdiget wurde. An den reinen Seelen, bemerkt hier der Biograph, geht nämlich öfter schon im zeitlichen Leben die Verheißung, daß sie Gott anschauen werden, in Erfüllung. Doch verbarg er die ihm erwiesenen Gnaden in aller Demuth und nur einige derselben hat er auf vieles Bitten kurz vor seinem Tode geoffenbart. Mit gleichem Eifer lebte er etwa vier Jahre bei St. Benedict in Mantua und dann vierunddreißig Jahre lang zu St. Nicolaus de Boschetto außerhalb Genua. Als er hier Novizenmeister war, meldete sich ein junger Mann zur Aufnahme, welcher kurz vorher wegen eines Verbrechens eingekerkert worden war und sich dem bösen Geiste verschrieben hatte, wenn er ihn befreien würde. Letzteres war kaum geschehen, als der Jüngling sein gottloses Versprechen alsbald bitter bereute. Der selige Nicolaus, welchem er dasselbe bekannte, ermahnte ihn zum Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit und zu eifriger Bußübung. Der Teufel ließ ihm aber keine Ruhe und hätte ihn eines Tages in den brennenden Backofen geworfen, wenn nicht der Selige durch die Anrufung des Namens Jesu ihm zu Hilfe gekommen wäre. Indessen machten die Mönche, um dieser steten Beunruhigungen los zu werden, beim Richter die Anzeige. Dieser, ein gut katholischer Mann, nahm das Bekenntniß Jesu Christi, welchen er im Gefängnisse verläugnet hatte, mit großer Erbauung entgegen; der Novize blieb von da angefangen von weitern Anfällen des Teufels verschont und starb nach mehreren Jahren eines seligen Todes. Auch einen wirklich Besessenen heilte der selige Nicolaus, weßhalb ihn freilich der böse Geist noch ärger verfolgte. Eines Tages riß er ihn gewaltsam vom Chor hinweg, wo er mit den Brüdern kurz vor dem Completorium der Lesung oblag, schleppte ihn ins Dormitorium aus offene Fenster und wollte ihn von da hinunterstürzen. Plötzlich erschienen aber zwei Reihen Engel, welche fangen: »Nicolaus, wir bitten für dich«, worauf der Teufel ihn alsbald losließ. Kurz darauf traf ihn ein Bruder im Dormitorium auf dem Boden liegend und fragte ihn wegen des Vorgangs, erhielt aber nur die Antwort: »Mein Sohn, ich befinde mich wohl, bete für mich!« Um d.J. 1427 wurde er Prior, aber er übernahm dieses Amt nur mit großem Widerstreben, indem er sich für dasselbe durchaus untauglich hielt. Von jetzt an wachte er noch ängstlicher über die Erhaltung der Demuth und Geistessammlung, denn er fürchtete von dieser höhern Stellung mit Recht die Gefahr der Selbstüberhebung, was ihn aber nicht hinderte, die aus Gehorsam übernommenen Pflichten in ausgezeichneter Weise, »mit vielem Frieden, mit guter Beobachtung und zur Erbauung Aller« zu üben. Mit großer Sorgfalt wachte er über die ihm anvertraute Heerde, indem er mit großer Umsicht und Ruhe Alles anordnete und die Brüder mehr durch das gute Beispiel als durch Worte unterwies, obwohl er auch durch die Gabe der Unterweisung glänzte. Die heilige Schrift hatte er so fleißig gelesen, daß er fast alle Aussprüche derselben wörtlich aus dem Gedächtnisse hersagen konnte. Ebenso war er nicht bloß selbst in der ascetischen Literatur sehr bewandert, sondern er hielt auch seine Untergebenen dazu an. Oft pflegte er zu sagen: »Ein andächtiger und berufseifriger Mönch trägt Alles mit Gleichmuth und spricht wie der Prophet: mein Herz ist bereit, zu Allem bereit!« Die väterliche Liebe, mit welcher er Alle umfaßte, machte ihn besonders kräftig im Trosteinsprechen, so daß die Traurigen, welche sich an ihn wendeten, mit süßester Herzensfreude von ihm weggingen. Auch die Gastfreundschaft übte er unverdrossen, obwohl die Vorräthe, über welche die Genossenschaft zu verfügen hatte, sehr gering waren. Ueber sein ganzes Aeußere war eine freundliche Heiterkeit, in welcher sich der Friede seiner Seele spiegelte, ausgegossen. Er hatte nur einen Wunsch, den er bei jedem General-Capitel wiederholte, nämlich daß ihn seine Obern des Priorates entbinden möchten. Da diese Bitte kein Gehör fand, verrichtete er zu Ehren der hl. Ursula und ihrer Gesellschaft eilftausend Vaterunser und erhielt auf wunderbare Weise von Gott, was ihm seine Mitbrüder nicht gewähren wollten. Die im General-Capitel zu Pisa versammelten Obern wußten selbst nicht wie ihnen geschah, daß trotz ihres einstimmigen Willens die Wiederwahl des sel. Nicolaus nicht gelingen wollte. Nach seiner Abdankung lebte er noch fünfzehn Jahre, dem Gebete und heiligen Betrachtungen obliegend. Sein ganzes Denken und Wollen bestand von jetzt an in heiligen Seufzern, in dem Verlangen, mit Christus zu seyn und sich seiner seligen Anschauung für immer zu erfreuen. Er erreichte ein Alter von beiläufig siebenundsiebenzig Jahren. Sein Leichnam wurde mitten in der Klosterkirche begraben und der liebe Gott bezeugte durch viele Wunder die Heiligkeit seines Dieners. Bucelin nennt ihn zum 2. October unter besonderer Hervorhebung der zahlreichen Erscheinungen der seligsten Jungfrau, welche ihm zu Theil wurden.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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