Nicolaus, S. (1)

Nicolaus, S. (1)

1S. Nicolaus, Conf. (4. Febr.). Dieser Heilige war Archimandrit der Studiten aus dem Orden der Akömeten zu Constantinopel. (S. S. Alexander2.) Er war zu Sydonia, nun Canea, der ehedem mächtigsten und reichsten Stadt Creta's, geboren. Seine Eltern, von deren Namen und Stand keine Nachrichten vorliegen, gaben sich Mühe, ihn so in den Wissenschaften zu bilden, daß er zugleich die Lehren der Frömmigkeit in sich aufnahm. Im zehnten Jahre seines Alters, d.J. beiläufig im J. 803, kam er nach Constantinopel zu seinem Oheim Theophanes, der sich bei den Studiten befand. Der Abt Theodorus, welchem der Knabe vorgestellt wurde, bemerkte sogleich die reichen Geistesgaben und das für jede Tugend empfängliche Gemüth desselben und ließ ihn die Schulen des Klosters besuchen. Man lernte hier besonders die Schön- und Schnellschrift, und von da aufsteigend was zur Bildung jener Zeit gehörte. Mit großer Freude sah man, wie Nicolaus die Studien mit außergewöhnlichem Ernste angriff und zugleich in der Frömmigkeit fortschritt. Der Erste in die Kirche und der Letzte aus derselben beschäftigte er sich besonders gerne mit den Lebensgeschichten der Altväter und begeisterte sich durch dieselben zu den weitgreifendsten Plänen. Er ließ sich daher als Jüngling von sechszehn Jahren in den Orden aufnehmen. Der Gehorsam kam ihn nicht schwer an, denn er war bereits gewohnt, den Eingebungen des eigenen Willens kein Gehör zu gestatten. Er war wie eine leblose Statue, befestiget durch die Furcht Gottes, unbeweglich für Alles was Leidenschaft, übertriebener Eifer, Zorn oder Haß zu verlangen schien, so daß selbst ältere Mönche sich über seine große Selbstverläugnung erstaunten. Man trug also kein Bedenken, ihn durch die Ertheilung der Priesterweihe gewissermaßen für seine Anstrengungen zu belohnen und auf den Leuchter zu stellen. Er aber erblickte hierin desto mehr die Verpflichtung, mit allen Kräften nach Höherm zu streben. Bald darauf erhielt er durch seinen Bruder Titus die Nachricht, daß seine Heimat Creta den Saracenen in die Hände gefallen und ein Opfer ihrer Verwüstungen geworden sei, um d.J. 823. Noch mehr mußten dem Diener Gottes die Verwüstungen, welche die Kirche Gottes durch die bilderstürmenden Kaiser und ihren Anhang erlitt, das Herz zerreißen. Und nicht bloß dieß, er wurde mit dem hl. Patriarchen Nicephorus, dem hl. Abte Theodorus und andern Vertheidigern des orthodoxen Glaubens in die Verbannung geschickt, wo er ihnen mit unermüdlichem Eifer Beistand leistete. Mit dem hl. Theodorus, welcher durch Wort und Schrift, auch im Gefängnisse und in der Verbannung nicht abließ, die Ungerechtigkeit des den Verehrern der heiligen Bildnisse gemachten Vorwurfes, daß sie Götzendienst trieben, nachzuweisen, duldete er Schläge, Hunger, Verlassenheit und Blöße, heilte und pflegte er, sich selbst vergessend, die Wunden seines geistlichen Vaters. Alles dieß trug sich noch unter Leo dem Armenier zu, mit dessen Ermordung im J. 820 die Verfolgung eine Zeit lang nachließ, bis auch Michael der Stammler dieselbe erneuerte und den hl. Nicolaus mit seinem Abte Theodor nach Prusa am Thracischen Bosporus in die Verbannung schickte. Hier starb der hl. Theodorus am 11. Nov. 826 unter den Gebeten seines frommen und treuen Schülers. Dieser wurde fortan Lehrer der Frömmigkeit und heiligen Zucht wie er bisan ein glänzendes Beispiel des Gehorsams gewesen war. Im J. 829 starb der Kaiser Michael, aber die Verfolgung dauerte fort bis zum Tode seines Sohnes und Nachfolgers Theophilus, welcher im J. 842 eintrat. Die Regentin Theodora restituirte die Bilderfreunde und rief die verbannten und verfolgten Diener Gottes zurück. So kam auch der neue Studiten-Abt Naukratius zurück, welcher am 18. April 848 das Zeitliche segnete. Der hl. Nicolaus wurde sein Nachfolger, welcher in Anbetracht der Schwere und Verantwortlichkeit seiner Würde sich vergeblich in seine feste Heimatburg, die Demuth, zurückzog, und auch fortan lieber gehorchen als vorstehen wollte. Nach drei Jahren machte er seinen Ordensbrüdern den Vorschlag, daß der Presbyter Sophronius an seine Stelle berufen werden möchte, damit er selbst in der Einsamkeit Gott dienen könnte, im J. 851. Gleichwohl nahm er nach des letztern Tod, welcher am 3. Nov. 855 erfolgte, die Leitung des Klosters wieder an. Bald darauf begannen die Stürme von Neuem. Bardas, der Kaiserin Bruder, war ihrem Sohne Michael ein Lehrmeister jeglicher Schlechtigkeit. Der hl. Patriarch Ignatius mahnte, bat, warnte – und als dieß Alles nichts fruchtete, schloß er den Kaiser von der Kirche aus. Gleichwohl kam dieser am Feste der Epiphanie in den Gottesdienst und verlangte die Communion. Als sie ihm nicht gewährt wurde, schritt man zur Absetzung des hl. Patriarchen, und Photius, des Kaisers erster Geheimschreiber, bisher noch Laie, wurde an seine Stelle gesetzt. Der hl. Nicolaus, welcher mit ihm keine Gemeinschaft haben wollte, ging dießmal freiwillig in die Verbannung nach Prenetum in Bithynien. Der Kaiser ließ seinen Aufenthalt erforschen und gab ihm Befehl, nach Constantinopel zurückzukehren. Als er sich weigerte, setzte er einen andern Abt, Namens Achilles, an seine Stelle. Der Heilige irrte nun mehrere Jahre unstät hin und her, wurde aber nach sieben Jahren mit Gewalt in sein Kloster zurückgebracht und dort zwei Jahre in strenger Gefangenschaft gehalten. Daher konnte er dem Rufe des hl. Papstes Nicolaus13 I., welcher im J. 865 die Sache des Photius untersuchen und den hl. Abt als zur Partei des Ignatius gehörend (de parte Ignatii) als Zeugen vernehmen wollte, nicht entsprechen. Diesen Fall voraussehend hatte aber der Papst bereits erklärt, auch die Anhänger des Photius nicht empfangen zu wollen, weil diese im voraus verdächtig wären, indem sie jene nicht zuließen, durch deren Vernehmung er sich über die ganze Sache unterrichten wolle. Endlich, im J. 867, wurde Kaiser Michael III. getödtet und Basilius bestieg den Thron. Er setzte nicht bloß den hl. Ignatius wieder in seine Rechte ein, sondern wollte auch, daß Nicolaus die Vorstandschaft der Studiten neuerdings übernehme. Der Heilige dankte, indem er mit seinem hohen Alter und den übertragenen großen Beschwerden sich ent schuldigte. Er starb 75 Jahre alt, mit über die Brust gekreuzten Armen, am 4. Februar 868. Sein Begräbniß erhielt er neben seinem Vorfahrer Naukratius in der Johanneskirche. Wie im Leben, hat ihn der Herr auch nach dem Tode durch Wunder verherrlichet. (I. 538–552).



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