Papias, S. (6)

Papias, S. (6)

6S. Papias, Ep. (22. Febr., al. 22. Jan., 17. Mai). Der heil. Papias war einer der vorzüglichsten Schüler des hl. Johannes von Ephesus, aber nicht des Apostels, sondern eines gleichnamigen Priesters, und Genosse des hl. Polycarpus. Er konnte sich noch durch unmittelbare Jünger Jesu und solche, welche mit den Aposteln Umgang gepflogen hatten, unterrichten lassen. Er selbst berichtet uns dieses in der Vorrede seines aus fünf Büchern bestehenden Werkes: »Auslegungen der Sprüche des Herrn«, wovon der Geschichtschreiber Eusebius ein Bruchstück aufbewahrt hat. Die Worte des hl. Papias lauten: »Es wird mich nicht verdrießen, dasjenige, was ich von Aeltern gelernt und wohl behalten habe, mit ihren Auslegungen aufzuzeichnen, um die Wahrheit des von ihnen Ueberlieferten zu bekräftigen. Ich ergötzte mich nicht, wie sehr Viele, an solchen, welche viel sprechen, sondern an solchen, die das Wahre lehrten; nicht an jenen, welche fremde Nachrichten, sondern an solchen, welche die durch den Glauben überlieferten und der Wahrheit selbst entflossenen Lehren kund machten. Kam zufällig Einer, welcher ein Jünger der Aeltern gewesen, so forschte ich bei ihm nach deren Reden: Was hat Andreas, was Petrus gesagt? was sagen Philippus, was Thomas, was Jakobus, was Johannes, was Matthäus, was die andern Jünger des Herrn, und was Aristion und Johannes der Priester (zu unterscheiden von dem Apostel, welcher schon genannt ist), des Herrn Schüler?« Diesen eifrigen Sammler und alten Zeugen für das katholische Traditionsprincip nennt der hl. Hieronymus, Bischof von Hierapolis. Eben dort, in Großphrygien, dem Sitz des Appollo-Cultus und betäubender Dunstquellen, war vielleicht auch seine Heimat. In seiner Auslegung der Sprüche des Herrn hat er Alles aufgezeichnet, was er gehört hatte, und noch seine eigenen Anmerkungen dazugefügt. Er soll aber manche seltsame Vorstellungen beigemischt und die Meinungen nicht scharfsinnig genug von der Glaubenslehre zu sondern verstanden haben. In diese Reihe gehört die Meinung vom zukünftigen, sichtbaren, tausendjährigen Reiche des Messias auf Erden, welche übrigens zu jenen Zeiten, und später, wie Baron. in seinen Bem. zum Mart. Rom. nachweist, auch von andern heil. Männern ausgesprochen und vertheidigt, und erst in der Folge von der Kirche verworfen wurde. Vor wirklicher Verirrung rettete ihn nur das lebendige Lehrwort der Kirche und sein treues Festhalten an der apostolischen Ueberlieferung. Hätte er ihren Aussprüchen nicht unbedingt geglaubt, so würde die Schriftforschung, namentlich die Lesung der Apokalypse, selbst ihm, dem Schüler der Apostelschüler, schädlich geworden seyn. »Was ich in den Büchern fand,« schreibt er, »schien mir weniger nützlich zu seyn, als was ich durch das lebendige Wort erlernte.« So ist er uns ehrwürdig auch als frühester und glaubenswürdigster Zeuge dafür, daß aus der Schrift allein die Wahrheit nicht geschöpft werden könne. Der hl. Hieronymus legt ihm den Titel eines Heiligen schon im vierten Jahrhundert bei. Einige griechische Schriftsteller des sechsten Jahrhunderts nennen ihn Martyrer, obgleich von seiner Todesart nichts bekannt ist. Eine Translation wird (Jan. II. 389) am 22. Jan. erwähnt. (II. 285–287.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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