Pelagius, S. (5)

Pelagius, S. (5)

5S. Pelagius, Diac. M. (28. al. 29. Aug.), Dieser hl. Martyrer Pelagius ist Patron der vormaligen Diöcese Constanz.22 In dieser Stadt ruhen auch seine Ueberreste. Aber die Frage, ob er in Constanz selbst gemartert wurde, oder ob lediglich sein heiliger Leib hieher transferirt wurde, ist bis heute noch ungelöst. Nach dem Proprium der Diöcese, welches jedenfalls die Ueberlieferung dieser Kirche in ihrer reinsten Gestalt wieder gibt, war der Heilige zu Aemona in Ober-Pannonien, d.J. in dem heutigen Laibach, von christlichen Eltern geboren und schon vor dem siebenten Altersjahre dem heiligmäßigen Priester Uranius (Iranius) zur Erziehung übergeben worden. Nach dem Tode seines Vaters Pelusius und seiner Mutter Hilaria blieb er bei Uranius, vertheilte sein Vermögen unter die Armen und machte schnell solche Fortschritte im heil. Wandel, daß er der Martyrkrone würdig war. Dieser Erzählung muß aus den Acten hinzugesetzt werden, daß der Heilige beim Tode seiner reichen Eltern etwa 25 Jahre alt war, und daß sein Vater schon sechs Jahre vor der Mutter starb. Unter der heftigen Verfolgung, welche unter dem Kaiser Numerianus, der indessen kaum ein Vierteljahr regierte (Ende 283 bis April 284), wider die Christen ausbrach, indem die heidnischen Statthalter nach bloßer Willkür gegen sie verfuhren, erzählt das Proprium weiter, sei nämlich der Heilige mit dem Priester Uranius nach Constanz gekommen und habe daselbst unter dem grausamen Präses Evilasius, dem er seine Ungerechtigkeit gegen die Christen und die Nothwendigkeit des christlichen Glaubens in strengen Worten vor Augen hielt, mancherlei Peinen durch Folter, Schläge, Krallen, siedendes Oel, Herumwälzen des zerfleischten Körpers auf kleinen scharfen Scherben und glühenden Kohlen erduldet und sei zuletzt außerhalb der Stadt am 28. August enthauptet worden. Von dem genannten Präses wird weiter erzählt, er sei von Stadt zu Stadt gereist, um heidnische Opferfeste zu veranstalten und sich davon ausschließende Christen gefangen nehmen und tödten zu lassen. Der hl. Pelagius erscheint in seiner wunderbaren Standhaftigkeit als besonderer Wohlthäter des Volkes, das massenhaft abzufallen drohte, weil es die Peinen des Martyrthums fürchtete. Als aber die knorrigen Stöcke, mit welchen man den Heiligen schlug, sich umbogen wie Papier und derselbe aus allen Leiden unverletzt hervorging, faßte es wieder Muth. Der Priester Uranius hat hierauf den hl. Leib am Orte seines Leidens bestattet. Diese Legende ist nicht vollkommen stichhaltig. In der Stiftsbibliothek von St. Gallen befindet sich nämlich die von den Boll. benutzte und zum Abdruck gebrachte Leidensgeschichte des Heiligen, wo es heißt: »Am nämlichen Tage (28. Aug.) zu Emmonia in Kärnthen das Leiden des hl. Martyrers Pelagius.« In keiner ältern Urkunde findet sich überhaupt die Stadt Constanz genannt. Aber warum kennt die Stadt Laibach, wo doch eine römische Colonie, oder wenigstens ein Standlager bestand, diesen Heiligen nicht? – Offenbar wäre dieser Umstand der Constanz'schen Tradition, nach welcher er hier gemartert, aber in Aemona geboren war, nicht ungünstig, wenn nicht zu Citta Nova, am Einfluß des Quinto ins adriatische Meer, in Istrien die Tradition bestünde, doß hier der hl. Diakon und Martyrer Pelagius gelitten habe, und wenn nicht auch in der Nähe dieser Stadt wirklich ein Aemonia gelegen hätte, wo sich die Tradition von seinem am 28. oder 29. August erduldeten Martyrium bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Außerdem sagt die alte Constanzer-Chronik, Bischof Salomon habe von Aemona her (Hamana in Carnia) die Reliquien des hl. »Pilaigen« gebracht, während die Uebertragung derselben von Rom durch keine ältere Nachricht bezeugt und nur im Allgemeinen berichtet wird, Bischof Salomon habe bei Gelegenheit einer Pilgerfahrt nach Rom vom Papst Johann X. sehr viele Reliquien zum Geschenke bekommen. Vielmehr scheint damals der hl. Leib bereits in Constanz gewesen und verehrt worden zu seyn; die Chronik schreibt, daß es gerade sein Festtag war, an welchem Bischof Salomon III. von seinen Feinden erlediget wurde. Lutolf führt hiefür aber noch ältere Zeugnisse auf. Schon Wandelbert von Prüm sang um d.J. 851, daß die Stadt Constanz den durch sein Blutvergießen berühmten hl. Pelagius verehre. Für seine Ueberreste ließ Bischof Salomon einen höchst kostbaren, mit Gold und Edelsteinen reich geschmückten Sarkophag bauen, der damals allgemein bewundert wurde. Aber auch in Citta Nova glaubte man lange seinen hl. Leib zu besitzen; derselbe wurde mit dem des hl. Maximus nach Venedig übertragen. An Anlässen und Gelegenheiten zur Uebertragung nach Constanz aber hat es nicht gefehlt, wie Lutolf nachgewiesen hat. Die Reliquien dieses heiligen Martyrers werden zwar schon zur Zeit des Bischofs Salomon III. (vom Jahr 890 bis 920) urkundlich erwähnt, aber es wird beigesetzt, daß er sie durch den Papst Johann X. (v. J. 914–928) erhalten habe. In der Folge wurden davon dahin und dorthin Geschenke gemacht, so im J. 1353 an Kaiser Karl IV. für Prag ein Schulterblatt (scapula) und noch andere Knochenreste (ossium frusta); im gleichen Jahre an Ritter Hermann von Landenberg von Greifensee für die Kirche von Uster, zwischen Zürich und Rapperswyl gelegen, ein Fragment vom Rückengrat. Auch zu Rottweil in Württemberg, in der dort zur Ehre des Heiligen erbauten Kirche, wurde im J. 1412 der linke Fuß vom Knie bis zu den Zehen aufgefunden, aber im J. 1608 wieder nach Constanz zurückgegeben. Nicht ohne Grund vermuthen die Boll., diese Reliquien seien etwa um d.J. 1147 unter Herzog Konrad III. von Schwaben bei Erbauung der Kirche zu Rottweil abgegeben worden, während der Volksglaube sie durch Engelshände dahin bringen ließ. Der Weihbischof Jakob Mirgel von Constanz setzte sie in der Kathedral-Kirche wieder mit den übrigen Reliquien bei. Ein Arm war im Kloster Reichenau, welchen der Abt Hatto vom Bischof Salomon III. erhalten haben sollte. Auch in Bischofzell wurde die Kirche zu seiner Ehre geweiht und der nahe Berg St. Pelagiusberg geheißen. Von Constanz aus verbreitete sich seine Verehrung auch in die benachbarten Bisthümer der Schweiz, namentlich nach Basel, Solothurn, Chur, Sarnen. (VI. 151 – 163.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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