Petrus Claver, B. (170)

Petrus Claver, B. (170)

170B. Petrus Claver, Conf. (8. al. 9. Sept.) Dieser Selige ward zu Verdu in Spanien i. J. 1581 geboren. Seine Eltern, obwohl von hohem Adel abstammend, waren nicht reich, aber sehr fromm, besonders suchte die fromme Mutter das Kind zu jeder Tugend zu erziehen. Er studirte bei den Jesuiten zu Barcelona und setzte durch seine Fortschritte alle seine Lehrer in Erstaunen. Von seinem Beichtvater ermuntert, trat er i. J. 1602 in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, nachdem er die Erlaubniß seiner Eltern dazu erhalten hatte. Vom Noviciat, das er zu Tarragona bestand, kam er in seinem 23. Jahre nach Majorca, um die philosophischen Studien fortzusetzen. Dort aber traf er einen bessern Lehrer an dem Pförtner des Collegiums, den seligen Laienbruder Alphons Rodriguez, der ihn in die Philosophie des innern Lebens einweihte. Da er verlangte Missionär zu werden, schickte ihn der Ordensgeneral Claudius Aguaviva i. J. 1610 nach America. Auf dem Schiffe übernahm er die Sorge für Kranke. Seine Liebe und Frömmigkeit gewann ihm die Herzen Aller, die sich täglich um ihn versammelten, um zu beten und die christliche Lehre anzuhören. Von Carthagena reiste er zu Fuß 100 Meilen weit nach Santa Fe, wo er zwei Jahre in dem i. J. 1604 gegründeten Collegium die niedrigsten Dienste verrichtete, dann weitere zwei Jahre Theologie studirte, und zu Tonga wiederholt ein Noviciat durchmachte, bis er zum Priester geweiht wurde. Von da kehrte er i. J. 1615 nach Carthagena zurück. Für sein Leben und Wirken hatte er sich zwei Grundsätze zur unverbrüchlichen Regel gemacht: »Thue Alles zur größern Ehre Gottes!« hieß der erste; der andere war dem ersten gleich: »Suche Nichts in dieser Welt, als was Jesus selbst suchte, und Alles um Jesu willen.« Als er die feierlichen Gelübde ablegte, fügte er noch das besondere Gelübde hinzu: »Bis zum Tode der Sclave der Negersclaven zu sein!«49 Sobald er Nachricht erhielt, daß ein Sclavenschiff von Congo, Guinea oder Angola ankomme, nahm sein bleiches, abgezehrtes Gesicht einen ihm sonst ganz fremden Schein von Gesundheit an. Er begrüßte die Gefangenen und empfing sie mit Vorräthen und Erfrischungen. Zuerst taufte er die Kinder, die auf dem Schiffe geboren waren; dann besuchte er die Kranken, um sie in der Todesgefahr zur Taufe, oder wenn sie schon getauft waren, zur Buße vorzubereiten. Viele Kranke hatten die besondere Gnade, daß ihr Leben so lange gefristet wurde, bis er sie taufen konnte. Allen kranken Negern ließ er seine Liebe und Zärtlichkeit fühlen; er reinigte sie von ihrem Unrathe, säuberte ihre Wunden, gab ihnen mit eigener Hand die Speisen in den Mund, umarmte sie, ehe er wegging, und verließ sie so überrascht von seiner Liebe, daß ihnen ihre Knechtschaft zu Carthagena den Vorzug vor der Freiheit in ihrem Vaterlande zu haben schien. Täglich begab er sich, vom Nacken bis zu den Füßen in ein härenes Bußgewand gekleidet, mit seinem Dolmetscher in die erbärmlichen Negerwohnungen, wo die heiße verpestete Luft den Aufenthalt unerträglich machte. Zu diesen Besuchen stärkte er sich immer zuerst durch ein glühendes Gebet vor dem heiligsten Sacramente. Mit einem Stocke in der Hand, der in ein Kreuz auslief, mit einem Sacke auf der Schulter, worin sich ein Chorrock, eine Stola, Zwieback und einige Flaschen stärkenden und wohlriechenden Wassers befanden, trat er den Weg an. Zuerst ging er zu den Kranken; dann versammelte er die Gesunden, richtete einen Altar auf, und unterrichtete sie in den Geheimnissen des hl. Glaubens. Auf sinnreiche und anschauliche Weise wußte er diesen stumpfsinnigen Menschen die Wahrheiten der Religion beizubringen und ein eifriges Verlangen nach dem Empfang der hl. Taufe in ihnen zu entflammen. Mit größter Feierlichkeit ertheilte er immer dieses hl. Sacrament, und tief war der Eindruck, den sein Eifer und seine sinnreichen Kunstgriffe auf die rohesten Herzen machte; um sie mit Furcht vor der Sünde, mit Liebe zu Jesu, mit Dank für die Gnade des Glaubens und mit dem Vorsatze eines frommen Lebens zu erfüllen. Aber nicht war der fromme Claver zufrieden, die Neger zu Christen zu machen, er gab sich auch alle Mühe, daß sie fortan als Christen lebten. Alle Tage besuchte er sie in ihren Hütten; an Sonn- und Feiertagen ließ er sie zur hl. Messe in die Kirche führen, und nach derselben einige Erfrischungen unter sie austheilen. Mit unermüdlichem Eifer bereitete er während der Fastenzeit seine Neger auf den Empfang der hl. Osterbeicht und Ostercommunion vor, und die Neger beschämten auch wirklich durch ihre Andacht die christlichen Spanier. Nach der heil. Osterzeit hielt er Missionen auf dem Lande rings um Carthagena herum, nur von einem Neger als Dollmetscher begleitet, der ihm sein Gepäck tragen half, das in der Zugehör zum hl. Meßopfer, und in Rosenkränzen und andern kleinen Geschenken bestand, die er auszutheilen pflegte. Tausend Male muße er steile Berge übersetzen, auf Felsen klettern, die mit Dornengesträuchen überwachsen waren, durch Bäche voll Schlamm und Morast bis an die Kniee waten und durch undurchdringliche Gebüsche eine Bahn machen, so daß ihm das Blut über das Angesicht lief. Aber alle diese Beschwerden erhöhten nur seinen Muth. Am Orte seiner Mission angekommen, besuchte er zuerst die Kapelle, oder er ließ wenn eine solche nicht vorhanden war, ein großes Kreuz aufrichten, vor dem er auf den Knieen mit großer Innbrunst für das Heil der Seelen betete. Hierauf grüßte er die Anwesenden, erkundigte sich nach den Kranken und Altersschwachen unter ihnen, die er dann in ihren Hütten besuchte um ihnen Erfrischungen zu reichen und die hl. Sacramente zu spenden. In den Spitälern von St. Sebastian und St. Lazarus küßte er die Wunden der Kranken, die nicht selten in einer Art Aussatz bestanden, der anfänglich den Mund und die Lippen, allmählich aber den ganzen Körper bedeckte. Man fand ihn hier inmitten der Kranken, wie ein Seraph aussehend, sein Antlitz glänzte wie die Sonnenstrahlen und ein Lichtkranz wand sich um sein Haupt. Manchmal sah man selbst seine Wohnung von der Herrlichkeit Gottes erfüllt, während er in der Luft schwebte und in Betrachtung versunken nicht wußte, was um ihn vorging. Bei seinen Besuchen ging er von Hütte zu Hütte, und merkte sich die armseligste, um dort an der Seite eines Kranken seine Wohnung zu nehmen. Wenn bei Annäherung der Nacht die Neger von der Arbeit kamen, ging er ihnen entgegen, umarmte sie mit einer Miene voll Zärtlichkeit und lud sie, nachdem er sie einige Augenblicke von ihren Anstrengungen hatte ausruhen lassen, in die Kapelle oder vor das Kreuz ein. Nach einem inbrünstigen Gebete suchte er durch tiefeingreifende Ermahnungen lebhafte Gefühle der Reue über ihre Sünden und der Liebe gegen Gott ihnen einzuflößen. Er blieb so lange unter ihnen bis er alle Beicht gehört und mit allen nothwendigen Heilsmitteln versehen hatte. Vor Tagesanbruch war er immer in der Kapelle um die Beichtenden anzuhören und schloß die vormittägige Andacht mit der hl. Messe. Hunderten von Negern, die man für Christen hielt, es aber nicht waren, ertheilte er die hl. Taufe, er berichtigte ungiltige Beichten, hob eingewurzelte Feindschaften auf, trennte sündhafte Verbindungen oder wandelte sie in rechtmäßige Ehen um; statt der Gewohnheit zu schwören und unzüchtige Gespräche zu führen, führte er die Sitte ein, andächtige Lieder zu singen und brachte so überall, wo er auftrat, eine allgemeine Sittenverbesserung zu Stande. Wenn sich aber Einer seinen Anordnungen widersetzte und ein Stein des Anstoßes wurde, drohte er mit der Strafe des Himmels, und man war überzeugt, daß diese auf dem Fuße folgte. Wenn er in dieser Weise sich den ganzen Tag so müde gearbeitet hatte, daß man ihn fast ohnmächtig in seine Hütte tragen mußte, so suchte er seine einzige Erquickung darin, daß er Stundenlang im innern Gebete zubrachte. – Seine zärtliche Liebe zu den unglücklichen Negern ward mit der Gabe der Wunder belohnt. Vielen Kranken gab er die Gesundheit wieder; Andere, die schon in den letzten Zügen lagen, erhielt er so lange beim Leben, bis sie durch den nothwendigen Unterricht auf die Taufe oder die Buße vorbereitet waren; mehrere Neger – unwidersprechlich einen Neger und eine Negerin, hat er von den Todten erweckt. Ein noch größeres Wunder aber ist der gesegnete Erfolg, den ihm Gott gewährte, so viele Tausende von Negern zu unterrichten, ihnen den Glauben an Jesus Christus und die Furcht vor jeder Sünde tief in die Herzen zu senken, und sie in gute und glückliche Menschen umzugestalten. Mindestens dreihunderttausend Heiden hat er getauft. Aber nicht nur die Neger, auch Muhammedaner, Irrgläubige und Katholiken erfuhren die Segnungen seiner unermüdlichen Thätigkeit, besonders in den Gefängnissen und Spitälern zu Carthagena und zur Zeit der Pest, die i. J. 1650 in Amerika herrschte, wo er mit einem Muthe, der seine Kräfte überstieg, alle Pflanzungen längs der Küste, wo die Seuche am ärgsten wüthete, besuchte und Trost und Hilfe brachte. Hier erlitt seine Gesundheit bedenkliche Anfälle und nur auf den Ruf seines Obern kehrte er nach Carthagena zurück. Hie ward er selber von der Pest überfallen, die er zwar überstand, von der er sich aber niemals wieder erholte. Ein zurückbleibendes Zittern nahm ihm den freien Gebrauch der Hände, so daß er das hl. Meßopfer nicht mehr verrichten konnte, und man ihm die wenige Nahrung, die er genoß, in den Mund geben mußte. Täglich ließ er sich in die Kirche führen, um das hl. Meßopfer anzuhören und die hl. Communion zu empfangen. Auch in diesem Zustande hörte er noch Alle zuerst in der Kirche, dann auf seinem Zimmer Beicht, die ihr Zutrauen zu ihm hatten. Ja selbst in die Spitäler und in die Hütten der Neger ließ er sich tragen, um den verlassenen Kranken Hilfe zu leisten. Mit Geduld ertrug er 4 Jahre diesen leidenden Zustand, von dem ihn der Herr am 8. September 1654 durch einen glückseligen Tod erlöste. Drei Jahre später wurde sein Grab wieder eröffnet. Obwohl der Sarg und Alles darin vollständig verfault war, fand man den Leib in allen seinen Theilen noch frisch und unversehrt, ungeachtet der Menge Kalk die ihn bedeckt hatte. Er ist von Benedict XIV. mit dem Titel »ehrwürdig« bedacht, von Pius IX. aber am 16. Juli d.J. 1850 beatificirt worden, während die entsprechende Feierlichkeit am darauffolgenden 21. September stattfand. Seine Verehrung in der Stadt und Diöcese Cartagena, sowie in allen Jesuitenkirchen ist auf den 9. Sept. festgesetzt. (Szl. V. 229.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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