Petrus Venerabilis, S. (128)

Petrus Venerabilis, S. (128)

128S. Petrus Venerabilis, (25. Dec.). Dieser hl. Abt zu Clugny stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Montboissier in der Auvergne. Es muß diese Familie sich durch Frömmigkeit ausgezeichnet haben, denn bereits hatten sechs seiner ältern Brüder die Welt verlassen, um im Kloster Gott zu dienen. Auch er trat, nachdem er das gehörige Alter erreicht hatte, in das Kloster zu Clugny, wo er sich bald in allen Tugenden und Wissenschaften so hervorthat, daß man ihm, obwohl er nicht 30 Jahre zählte, noch das Priorat von Vezelay und bald darauf i. J. 1121 die Abtei Clugny selbst übertrug. Er studirte noch, als man ihn schon »den Lehrer und Meister der Alten« nannte. Als Abt stand er in so hohem Rufe wegen seines heiligen Wandels, daß er schon bei Lebzeiten der »Ehrwürdige« (Venerabilis) genannt wurde. Noch verwaltete der hl. Petrus sein Amt nicht volle drei Jahre, als der abgesetzte Abt Pontius nach einem kürzern Aufenthalte in Palästina nach Clugny zurückkehrte, dort Anhang fand, und gegen jene, die in seine Absetzung gewilligt hatten, mit unglaublicher Tyrannei verfuhr. Diese Sache des Pontius und des hl. Petrus wurde jedoch i. J. 1126 in Rom zu Gunsten des Letzteren entschieden, und jener als Eindringling und Schismatiker für immer abgesetzt erklärt, worauf alle Cluniacenser-Klöster sich unweigerlich dem hl. Petrus unterwarfen. Dem Papste Innocenz II. und seinem Gefolge gewährte er längere Zeit fürstliche Gastfreundschaft. Zu seinem Empfange schickte er ihm 60 Pferde und Maulthiere entgegen. Die Irrlehre des Petrus von Bruis und seines Schülers Heinrich bekämpfte er mit eben so viel Eifer als Geschick, und beredete auch Abälard, ins Kloster zu gehen und seinen Irrthümern, die er öfter schon abgeschworen, gänzlich zu entsagen. Mit Gott und den Menschen ausgesöhnt, brachte derselbe hier in Gebet und Bußübungen seine letzten Lebenstage zu. Die Streitigkeiten mit dem hl. Bernhard, der die Schriften des hl. Petrus heftig angegriffen, außerdem aber den Cluniacensern vorgeworfen hatte, daß sie die vorgeschriebene Noviziatzeit nicht beobachteten, die Ordenskleidung nicht beibehielten, prachtvolle Bauten aufführten, die Händearbeit vernachlässigten, die Zahl der Speisen bei Tisch ungebührlich vermehrten, sich der bischöflichen Jurisdiction entzögen, Pfarreien und deren Einkünfte sich zueigneten, weltliche Diener und Dienerinnen hätten, suchte er durch sachgemäße und ruhige Widerlegung der erhobenen schweren Anklagen beizulegen, indem er als die erste Pflicht eines Klostervorstandes die Liebe zu den Brüdern darlegte, die durchaus erheische, daß aus wichtigen Gründen, zur Vermeidung größerer Mißstände, die Strenge der Regel gemildert werde. Dieselbe Liebe, schrieb er ein anderes Mal dem hl. Bernhard, bewahre er auch ihm und seinem Orden, und sie habe durch den Wortwechsel, den sie gegenseitig geführt, nicht ausgelöscht werden können. Es müsse, meint er, in den verschiedenen klösterlichen Familien, welche den hl. Benedictus als gemeinschaftlichen Vater erkennen, eben so gehalten werden, wie in der großen Familie der Kirche Gottes, welche in Allem, mit Ausnahme des Glaubens, Verschiedenheiten zulasse. Gleichwohl würde man sehr irren, wenn man glaubte, der hl. Petrus habe die Nachsicht zu weit getrieben. In dem General-Capitel d.J. 1132 vermehrte er sogar die Fasten, betonte das Stillschweigen, und ahmte noch in andern Dingen die Strenge der Cistercienser nach. In den i. J. 1146 verbesserten Statuten seines Ordens tritt dieses klar zu Tage. Um die Muhammedaner zu bekehren, ließ er sich den Koran übersetzen, welchen er sodann in fünf Büchern widerlegte. Konnte er auch, wie er sich selbst gestand, die Anhänger Muhammeds selbst nicht gewinnen, so durfte er doch hoffen, die Christen vor ihren Irrthümern zu bewahren. Dieses Werk ist verloren gegangen. Die Kreuzzüge gaben ihm Gelegenheit, selbst im Thal Josaphat und auf dem Berge Tabor Cluniacenser-Klöster zu gründen. Ein anderes Kloster seines Ordens bei Konstantinopel wurde gleichfalls seiner Jurisdiction unterworfen. Er verwendete sich insbesondere bei König Ludwig IX. für die Juden und bat um Schonung für sie, nicht als ob er ihre feindliche Gesinnung gegen die Christen nicht erkannt oder zugestanden hätte, sondern weil es eine strengere Strafe für sie sei, wenn man sie hindere, Wucher zu treiben, ihnen das durch Wucher erworbene ungerechte Eigenthum nehme, besonders wenn sie gestohlene Werthsachen gekauft und wieder verkauft und selbst Kirchengeräthe auf solche Weise sich zugeeignet hätten; im Uebrigen solle man sie dem Gericht Gottes überlassen. Ohnedem sei es ihr wohlverdientes Verhängniß, immer furchtsam, knechtisch gesinnt und unstet zu leben. Er hat eine Anzahl verschiedener Schriften hinterlassen: über 300 Briefe, von welchen jedoch nur 195, in sechs Bücher eingetheilt, auf uns gekommen sind, seine eigene Apologie, Hymnen und Reden, eine Abhandlung über die Gottheit Jesu Christi, eine andere über die Kindertaufe, polemische Abhandlungen gegen die Juden u. Muhammedaner, Widerlegungen der Ketzereien des Petrus von Bruis, zwei Bücher über die zu seiner Zeit geschehenen Wunder, ein liturgisches Werk über das hl. Meßopfer, über die Verehrung des hl. Kreuzes, die Lebensbeschreibung seiner Mutter Raingardis, Statuten für Clugny. Der heil. Abt Petrus starb am Weihnachtsfeste d.J. 1156. Sein todter Leib leuchtete wie im Lichte der Verklärung und wurde in der Abteikirche beigesetzt. Er war der Reihenfolge nach der neunte Abt gewesen. Sein Leben ist von seinem Schüler, dem Mönche Radulf, oder wie Andere wollen von Rudolf, Abt von St. Trudo beschrieben worden.46



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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