Germanus, S. (15)

Germanus, S. (15)

15S. Germanus, Ep. (28. Mai, al. 25. Juli). Dieser hl. Germanus, Bischof von Paris, war im Gebiete von Autun um das J. 496 geboren. Als Kind schwebte er zweimal in Gefahr getödtet zu werden, einmal sogar von seiner eigenen Mutter. Die Vorsehung, welche ihn zu großen Dingen bestimmt hatte, ließ ihn jedoch diesen Gefahren wunderbar entgehen. Ein frommer Priester seiner Verwandtschaft, Scapilio mit Namen, nahm sich des Knaben väterlich an und gab ihm zugleich Unterricht in den Anfangsgründen der Wissenschaften. In seinem Hause legte der Heilige den Grund zu seiner nachmaligen großen Frömmigkeit; hier lernte er die Süßigkeit des Gebetes und des Umgangs mit Gott; hier las er, unter der weisen Leitung Scapilio's, täglich die heil. Schriften; hier bildete er sich strenge Grundsätze durch eine weise und wohlberechnete Vereinigung des thätigen und beschaulichen Lebens. Im J. 527 wurde er vom hl. Bischof Agrippinus von Autun zum Diakon und im J. 530 zum Priester geweiht. Nun vereinigte er sein Streben nach innerer und äußerer Ausbildung mit eifrigster Besorgung seelsorglicher Arbeiten, so daß der Bischof Nectarius einige Jahre nachher ihn zum Vorstand des Stiftes des hl. Symphorianus erhob. Als solcher fand er Gelegenheit, durch Wort und Beispiel viel zur Erbauung der Gläubigen, insbesondere aber seiner Untergebenen zu wirken. Seine Abtödtung und Selbstverläugnung nahm mit den Jahren zu, und oft durchwachte er ganze Nächte im Gebete und in der Betrachtung. Wider seinen Willen zog er aller Augen auf sich, und als im J. 555 der Bischof Eusebius von Paris gestorben war, wurde er zu dessen Nachfolger ausgerufen. Diesem Amte stand er mit einem Eifer und einem Erfolge vor, welcher alle Erwartungen weit übertraf. Das Geheimniß seiner Wirksamkeit lag in seiner Demuth. Die Worte des Herrn: »Wer von euch der Größere seyn will, sei der Knecht Aller,« hatte er sich in seine Seele so tiefeingesenkt, daß er Allen dienen wollte, um Alle für Christus zu gewinnen. Durchglüht von heiligem Eifer. sowohl für die Reinheit des Glaubens, als die Aufrechthaltung kirchlicher Zucht, war die mindeste Abweichung von der Reinheit evangelischer Lehre, der geringste Flecken in dem Wandel eines Priesters ein Greuel in seinen Augen; aber alle Weisungen, die er gab, begleitete stets die zarteste Schonung. Nit wendete er Strenge an, wo nicht zuvor die väterliche Liebe das letzte Mittel umsonst versucht hatte, und der Ernst, mit welchem et dann vorging, war jederzeit durch Sanftmuth und Güte gemildert. Mit mehr als gewöhnlicher Beredtsamkeit ausgerüstet, fanden seine Worte, weil den Tiefen des eigenen Gemüthes entquollen, auch den Weg zu den Gemüthern seiner Zuhörer, in welchen er nicht selten Wunder von Bekehrungen wirkte. Auch König Childebert I., welcher bis dahin den Merovingischen Gewohnheiten nur zu stark ergeben gewesen war, beugte sich seinen Ermahnungen. Eine Urkunde, welche von diesem Könige auf uns gekommen ist, bezeugt, daß der Heilige ihn durch sein Gebet und die Auflegung der Hände von einer unheilbaren Krankheit befreit habe.54 Zum Danke übergab der König das Schloß Chelles sammt den dazu gehörigen Gütern dem hl. Germanus und der Kirche von Paris. Auch Chlotar I., Chudeberts Bruder und Nachfolger (seit dem I. 558), bewahrte gegen ihn große Achtung. Dagegen hatte er mit Charibert I. (seit dem J. 561) schwere Kämpfe zu bestehen. Dieser Fürst gab durch seine schrankenlose Wollust, die selbst Blutschande, Ehebruch und Sakrilegium nicht scheute, schweres Aergerniß. Der hl. Bischof that Alles, was in seinen Kräften stand, um ihn zur Besinnung und zur Buße zu bewegen; ja er verhängte sogar, als seine Ermahnungen fruchtlos blieben, den Bann über den König und seine Beischläferin. Mit dieser Maßregel erreichte er mindestens so viel, daß er, nicht durch sträfliches Stillschweigen und Gewährenlassen sich die Reinheitseines Gewissens raubend, das unbefleckte Zeugniß treu erfüllter Pflicht bewahrte. Es ist sonach eine Verleumdung, wenn Leo (Gesch. des M. A. S. 93) bei Erwähnung der mit Blutvergießungen und Wollust erfüllten Familien-Geschichte der Merovinger sagt: »Die Religion schützte gegen nichts, weil sie nach damaliger Weise Gnadenmittel in Menge bot.« Sicher waren der letztern »damals« nicht ouhr als jetzt und vom Anfange der Kirche her. Aber wollte Gott, es hätte allzeit Kirchenhirten gegeben, wie Germanus einer war, welcher mit apostolischem Muthe auch die Zuchtruthe nicht sparte; so hätte man kaum nöthig, den Abfall von der katholischen Kirche und das hartnäckige Beharren in den gefährlichsten Irrthümern durch lügenhafte Darstellung der Geschichte zu beschönigen. Freilich konnte auch der hl. Germanus trotz alles Eifers die Menschen, und vorab die Könige, nicht zur Besserung zwingen. Kurze Zeit vor Chariberts I. Tod soll der Heilige, was jedoch nicht zuverlässig hergestellt ist, eine Reise ins Morgenland gemacht und von da verschiedene Reliquien, unter andern auch vom hl. Georgius, zurückgebracht haben. (Boll. apr. 114.) Wahrscheinlicher ist, daß Kaiser Iustinianus ihm zum Zeichen seiner Hochschätzung Reliquien übersendete. Als dann im J. 568 (nicht, wie Migne und Butler haben, erst 570) der König unbußfertig starb, geriethen dessen Brüder Sigbert I. und Childerich l. in schweren Kampf gegen einander. Auch hier erfüllte der hl. Germanus mit der Begeisterung eines Propheten seine Pflicht. »Wenn du,« schrieb er an Sigbert, »mit deinem Bruder dich versöhnest, wirst du alle deine Feinde besiegen; sinnest du aber darauf, ihn zu tödten, so wird die Gerechtigkeit Gottes dich ergreifen, und du wirst sterben, bevor du deinen Plan ausgeführt hast.« Der Heilige hatte recht prophezeit. Die Königin Fredegundis, wüthend über die verzweiflungsvolle Lage ihres Gemahls, ließ ihren Schwager Sigbert durch gedungene Mörder ums Leben bringen (im J. 576). Mitten unter so großen Stürmen lenkte der hl. Germanus ohne Furcht das Schifflein seiner Kirche. Er wurde durch die zahllosen Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, nicht entmuthigt, sondern bestärkt. Sein Vertrauen stand in Gott. Je mehr die Bedrängnisse der Gläubigen und der Kirche wuchsen, desto mehr erweiterten sich in ihm »die Eingeweide der Liebe«. Täglich hatte er Arme an seinem Tische. Durch seine ungewöhnliche Wohlthätigkeit, mit welcher er keinem Bittenden etwas abschlug, erklären die Biographen die Gabe der Wunder, von welchen seine zahllosen Liebeswerke oft begleitet waren. Man sagte von ihm: wohin immer der Bischof sich begebe, da fehle in keiner Art von Krankheiten die rechte Hilfe. Besonders zeigte sich die Kraft seines Gebetes gegen Dämonische. Die Bildung und Frömmigkeit der Priester lag ihm vor Allem am Herzen; »denn wo das Salz taub geworden, womit soll man salzen?« Die Klöster, als Pflanzschulen guter Priester, begünstigte und pflegte er vorzüglich dadurch, daß er ihnen Vorstände gab voll Begeisterung für Gottes Sache, z. B. den hl. Droctoveus (Bd. I. S. 810), welchen er dem Stifte St. Vincenz, später nach ihm St. Germain-des-Près genannt, vorsetzte. Auch auf Synoden, und zwar zu Paris in den Jahren 557 und 573, sowie zu Tours im J. 567, erwies er sich als treuen und klugen Knecht des himmlischen Königs. Dabei unterzeichnete er sich: »Germanus der Sünder und, wiewohl unwürdig, in Christi Namen Bischof der Kirche von Paris.« Endlich kam das J. 576, das letzte seines thaten- und wunderreichen Lebens. Er wußte den Tag voraus, an welchem Gott ihn von der Welt abrufen würde; denn einige Tage vorher hatte er über sein Bett die Worte schreiben lassen: »Am fünften der Kalendä des Junius, d. h. am 28. Mai.« Anfänglich wußte man nicht, was dieses zu bedeuten habe; aber als er an diesem Tage in die Ruhe der Gerechten einging, hellte sich die Dunkelheit auf. Sein Leib wurde in der Capelle des hl. Symphorianus, die er selbst an die St. Vincenzkirche hatte anbauen lassen, beigesetzt. Im J. 754, unter König Pipin, wurde er in die Abteikirche übertragen. Der König selbst wohnte mit seinem neunjährigen Sohne Carl der Feierlichkeit bei, welche jährlich am 25. Juli commemorirt wird. Bald nach seinem Tode, sa schon mit demselben, begann seine Verehrung. In den ältesten Martyrologien, sowie auch im jetzigen Mart. Rom., findet sich sein Name. Sein Gedächtniß verkünden, vorzüglich in Frankreich, Belgien und Holland, nicht nur zahlreiche Altäre, Capellen, Kirchen und Klöster, sondern auch viele Ortschaften, Schlösser und Städte, welche den Namen Saint-Germain tragen.55 Sein Grab leuchtete durch unzählige Wunder. Mit Perlen und Edelsteinen war der Kasten geschmückt, in welchem seine Reliquien sich befanden. Im J. 1793 hat die Revolution sich auch dieses Heiligthums bemächtigt, es entheiligt und beraubt. In bildlicher Darstellung sieht man den hl. Germanus gewöhnlich zugleich mit dem hl. Apostel Petrus, welcher ihm einen seiner Schlüssel überreicht. (VI. 774–806.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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