Guilielmus, S. (2)

Guilielmus, S. (2)

2S. Guilielmus (Guillermus), Erem. Aëp. (10. Jan.) Dieser hl. Guilielmus, Erzbischof von Bourges (Bituricum), auch Valhelmus genannt, war aus der Familie der Grafen von Nevers, geboren um die Mitte des 12. Jahrhunderts, und wurde durch seinen Onkel, den Erzdiakon Peter l'Ermite, zu Soissons erzogen. Früh schon erhielt er in Soissons und in Paris ein Canonicat, das er jedoch niederlegte, um ins Kloster zu Grammont einzutreten, wo er jedoch nicht blieb, sondern wegen des Unfriedens, der nach den Bollandisten (Febr. II. 202) zwischen Priestern und Laienbrüdern ausgebrochen war, bald nach Citeaux übersiedelte. Hier machte er große Fortschritte im tugendhaften Leben und erwarb sich das Vertrauen seiner Mitbrüder in so hohem Grade, daß sie ihn anfänglich zum Prior in Citeaux, bald darauf aber zum übte von Fontaine-Jean (Bisthums Sens) und hernach von Chailly oder Chaalis (Caroli locus)124 bei Senlis erhoben. Als solcher that er sich vorzüglich durch seine Milde hervor, indem er mehr durch die Beispiele seiner Tugenden, als durch Tadel und Strafe die Fehler seiner Untergebenen zu verbessern suchte. Von dem Eintritte ins Kloster angefangen bis zu seinem Tode aß er niemals Fleisch, auch dann nicht, als er alt und krank geworden war. Auf den Antrag des Erzbischofs Odo (Eudes) von Paris wurde er nach dem Tode des Erzbischofs Heinrich von Sully im J. 1208 zum Erzbischofe von Bourges erwählt, ein Amt, das er mit Widerstreben und nur auf ausdrücklichen Befehl des Papstes Innocenz III. annahm und mit aller Demuth übte. Weil er die bischöflichen Gerechtsame kräftig wahrte, wurde er von den Höflingen des Königs Philipp August (1180–1223) der »verletzten Majestät« angeklagt und kam in Ungnade. Der hl. Guilielmus fuhr aber nichts desto weniger fort, seine bischöflichen Pflichten unverdrossen zu üben. Alle Bewegungen seines Gemüthes suchte er der Herrschaft der Vernunft zu unterwerfen, so daß seine Untergebenen an ihm nichts Tadelnswerthes wahrnehmen konnten. Er floh allen Glanz und alle Ueppigkeit der Welt. Immer traf man ihn beschäftigt, sei es daß er für sich und seine Heerde betete, oder daß er der Betrachtung, die er als beste Vorbereitung für die Predigt ansah, oblag, oder daß er mit der Correction und Bestrafung ungehorsamer Priester, mit dem Besuche der Kranken und Gefangenen. denen er aus der heil. Schrift Worte der Belehrung und des Trostes und mit mildem Herzen Almosen spendete, seines Amtes wartete. Dabei war er immer heiter und aufgeräumt, was einigen Strengen sehr mißfiel. Er mied jede Unwahrheit und selbst den Schein des Unrechts aufs Aeußerste. Das Domcapitel wollte ihm das Recht, zu allen Präbenden frei und selbstständig zu ernennen, einräumen; er nahm aber dieses Anerbieten durchaus nicht an, weil er voraussah, daß hieraus der Kirche einst Nachtheile erwachsen würden. Das heil. Meßopfer feierte er mit solcher Andacht, als ob er Christum den Herrn in seinem Leiden und Kreuzestode vor Augen gehabt hätte. Darum verherrlichte Gott seinen Diener schon bei Lebzeiten mit der Wundergabe. Ein Priester, der den Gebrauch der linken Hand verloren hatte, beichtete ihm und ward mit der Lossprechung an Seele und Leib zugleich gesund. Am meisten wird die Bezähmung seiner Zunge gerühmt. Er konnte es nicht leiden, wenn in seiner Gegenwart selbst von offenbaren und bekannten Fehlern des Nächsten geredet wurde. »Vielleicht that er's,« warf er entschuldigend ein, »ohne daß er's wollte, vielleicht ist seine Leidenschaft stärker als sein Wille; man muß ihm durch Gebet zu Hilfe kommen; wir müssen ihn lieber bemitleiden, als über ihn losziehen und spotten.« Gegen das Ende seines Lebens brachen die heftigen Albigenser-Kriege aus. Auch er wollte sich dabei betheiligen. Am Dreikönigstage 1209 predigte er trotz des Fiebers, das in ihm schon wüthete, über Rom. 13, 11 und mahnte zur Wachsamkeit und Ausdauer im katholischen Glauben. Es war seine letzte Predigt. Am nächstfolgenden Freitag empfing er die heil. Sacramente des in seinem Ordensgewande auf den Boden legen, und die Priester sangen die Matutin, der er andächtig folgte. Darauf segnete er nochmal alle Anwesenden und starb am 10. Jan. 1209. Neun Jahre später wurde er von Papst Honorius III. heilig gesprochen. Als Begräbnißstätte hatte er sich die Abtei Chailly (Chaalis) bestimmt. Aber der Klerus und das Volk von Bourges wollten nicht gestatten, daß man ihnen die sterbliche Hülle ihres heil. Oberhirten entziehe. Die Abtei Chaalis erhielt also nur einen Theil eines Armes des Heiligen. Im J. 1399 kam ein anderer Theil seiner Reliquien nach Paris, wo ihn die Universität als Patron Frankreichs verehrte. Im J. 1562 entweihten und verbrannten die Hugenotten seinen Leib. (I. 627.)



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