Kinga, B.

Kinga, B.

B. Kinga, (24. Juli), auch Kynga und Cunegundis, Herzogin von Polen25 und Abtissin des Clarissinnen-Klosters Alt-Sandecz (Sandecia) im heutigen Galizien, wurde von uns schon als B. Chunegundis2 nach Hub. Men. kurz erwähnt; doch soll hier nach den Bollandisten, welche sie am 24. Juli (V. 661–783) als B. Kinga sehr ausführlich behandeln, und namentlich von S. 669 bis 747 ihre in einem Manuscripte vorhandene, von dem Krakauer Domherrn Johannes Longini (vulgo Dlugos) geschriebene Lebensgeschichte geben, noch Einigesnachgeholt werden. Ihr Vater war König Bela IV. von Ungarn, Sohn des Königs Andreas II., Bruder der hl. Landgräfin Elisabeth7 und Neffe der hl. Hedwigis1, die eine Schwester seiner Mutter Gertrudis war. Ihre Mutter Maria war eine Tochter des griech. Kaisers Theodorus Laskaris (nicht Alexius). Die sel. Kinga war die dritte von acht Schwestern, deren Namen oben bei B. Jolenta2 (s.d.) genannt sind. Bezüglich ihres Geburts-Jahres bestehen mehrere Differenzen, aber von dem Bollandisten Peter Boschius wird nachgewiesen, daß sie im J. 1224 geboren worden sei. Da ihre Mutter mit großer Angst die Geburt dieses ihres Kindes erwartete und deßwegen viel betete, wurde sie einmal während ihres Gebetes in der Kirche hierüber wunderbar getröstet und konnte dann auch wirklich ihre Tochter ohne alle Schmerzen zur Welt bringen. Kaum war diese geboren, als sie, wie mehrere Geschichtschreiber bezeugen, statt des gewöhnlichen Weinens der kleinen Kinder zum größten Erstaunen. Aller die seligste Jungfrau Maria als »Königin des Himmels und Mutter des Königs der Engel« mit deutlichen Worten begrüßte. Von Kindheit an zeigte sie eine staunenswerthe Enthaltsamkeit und Frömmigkeit, eine große Liebe zum Fasten und einen außerordentlichen Gebetseifer. So besuchte sie als Kind namentlich sehr oft die Kapelle in Plintenburg (Vicegradum, Vissegradia) an der Donau, zwischen Gran und Ofen, wo die ungarischen Könige öfter residirten. Im Alter von 7 Jahren wurde sie von dem frommen Nikolaus Mykul in verschiedenen Gegenständen und namentlich auch in der lateinischen Sprache unterrichtet. Nachdem sie ein Alter von 15 Jahren erreicht hatte, wollte man sie mit dem am 21. Juni 1221 geborenen Herzog (König) Boleslaus V. von Polen vermählen. Nur ungern gab sie ihre Einwilligung hiezu, und als dann im J. 1239 die Vermählung in Krakau wirklich stattfand, wußte sie ihren Gemahl, wie einst die hl. Cäcilia den hl. Valerianus, zu bewegen, daß er in jungfräulicher Enthaltsamkeit mit ihr lebte, weßwegen er den Beinamen »der Keusche« erhielt. Als Herzogin widmete sie sich ebenfalls mit allem Eifer dem Gebete und den Werken der christlichen Nächstenliebe. Namentlich zu den Aussätzigen, die sie öfter in den Hospitälern besuchte, war ihre Liebe so groß, daß sie nicht achtete, von ihren Begleiterinnen deßwegen verlacht und mit Vorwürfen überhäuft zu werden. Als ihre Dienerin Przeczslava selbst einmal auf fürchterliche Weise mit dem Aussatze behaftet war, heilte sie dieselbe durch einen Kuß, den sie ihr auf ihr schrecklich entstelltes Angesicht gab. Mit ihrer Schwiegermutter Grzymislava lebte sie stets im besten Vernehmen, obwohl sie Manches von ihr zu erdulden hatte. Ihr Lebensbeschreiber spricht viel von ihren bestandigen Gebets- und Bußübungen, so wie von ihrer fortwährenden Abtödtung und Geistessammlung. Einen vorzüglichen Gegenstand ihrer Betrachtungen bildete das bittere Leiden des Heilandes. Den Religiosen, besonders den Clarissinnen, war sie mit aller Frömmigkeit zugethan. Ihr göttlicher Bräutigam hatte ihr auch die besondere Gabe zugestanden, die Vorherbestimmten und die Verworfenen aus dem bloßen Anblicke zu erkennen. Es war ihr ein Leichtes, dreißig und mehr heil. Messen in ununterbrochener Andacht zu hören. Für Herstellung Polens, welches damals durch die Böhmen und Deutschen außerordentlich Vieles zu leiden hatte, wirkte sie unter Gottes sichtbarem Schutze ungemein, und ihren Gebeten verdankte man auch einen ausgezeichneten Sieg über die Russen, welche im J. 1266 in Polen einfielen, ein Sieg, den ihr die hhl. Gervasius und Protasius versprochen hatten. Einmal sagte sie den Teufel, der ihr und ihrer Begleitung in Gestalt eines häßlichen alten Weibes entgegengetreten war und sie vom Eintritte in die Kirche abhalten wollte, durch das Zeichen des hl. Kreuzes in die Flucht; öfter hob sie durch ihre Bemühungen öffentliche Aergernisse und versöhnte dissidirende Eheleute. Allen Hilfsbedürftigen leistete sie Beistand, indem sie namentlich arme Wöchnerinnen unterstützte, arme Jungfrauen aussteuerte und arme Gestorbene begraben ließ. Auf ihrer Reise nach Ungarn, zu welcher ihre Eltern sie eingeladen, veranlaßte sie wundervoller Weise die Entdeckung der Salzwerke von Bochnien, die Polen so großen Gewinn brachten und noch bringen. Eifrig betrieb sie die Heiligsprechung des hl. Bischofs und Martyrers Stanislaus, dessen Reliquien sie hoch verehrte. Inzwischen ging sie damit um, eben so wie ihre hl. Großtante Hedwig ein Frauenkloster zu errichten, in welches sie sich einst zurückziehen könnte. Wirklich gründete sie auch unter eifriger Mitwirkung ihres Gemahls das Clarissinnen-Kloster Alt-Sandec26 am Zusammenflusse des Poprad und Dunajec, worauf sie nach einem feierlichen Gelübde der ewigen Jungfrauschaft seitens ihrer und ihres Gatten die Profeß der dritten Regel des hl. Franciscus ablegte und nach dem am 10. Dec. 1279 erfolgten Tode ihres Gatten unter Verzichtleistung auf die ihr angebotene Landes-Regierung selbst als Clarissin in's Kloster trat. Der Lebensbeschreiber sagt nichts davon, daß sie in diesem Kloster Abtissin geworden sei; aber der Bollandist weist dieses nach in seinem Commentare (668. nr. 30). Bei solcher fortwährender Heiligkeit und steter Abtödtung, verbunden mit dem Wachsthum an allen Tugenden, ist es nicht zum erstaunen, daß Gott auf ihre Fürbitte zahlreiche außerordentliche Wunder wirkte, von denen der Lebensbeschreiber S. 714 ff. mehrere anführt und der Bollandist selbst S. 747 bis 782 viele angibt. Wie sie selbst stets die Jungfräulichkeit beobachtete, ermahnte sie auch ihre Mitschwestern dazu, denen sie in allen Tugenden als Muster voranleuchtete. Wie sie sonst vieler Offenbarungen von Gott gewürdigt wurde, so sagte sie auch ihren Tod vorher, bereitete sich dazu mit heiligem Eifer vor, empfing mit aller Andacht die heil. Sacramente, und starb endlich mit dem Antlitz eines Engels am 24. Juli 1292. Ihr heil. Leib, durch angenehmen Geruch und Schönheit ausgezeichnet, wurde nach christlichem Gebrauche im Kloster Sandec der Erde übergeben. Wie Gott auf ihre Fürbitte bei ihren Lebzeiten viele Wunder gewirkt hatte, so geschahen auch viele nach ihrem Tode, und ihr Lebensbeschreiber sagt (S. 727. nr. 274), es seien durch sie 80 Todte erweckt, 60 Blinde sehend gemacht, 15 Gefangene befreit und 700 Kranke von verschiedenen Krankheiten geheilt worden. Sie wurde auch bald als Patronin von Polen und namentlich von Krakau verehrt. Nachdem um das Jahr 1591 ihre Gebeine erhoben worden waren, wurde endlich im J. 1628 von dem polnischen Könige Sigismund und dem Krakauer Bischofe Martin Szyszkowski der Beatifications-Proceß eingeleitet, welcher den Erfolg hatte, daß Papst Alexander VIII. am 11. Juni 1690 die der seligen Kinga in ganz Polen erwiesene uralte Verehrung approbirte und Papst Clemens XI. ihre Erwählung zur vorzüglichsten (primariam) Patronin von Polen und Lithauen unterm 31. Aug. 1715 bestätigte. Papst Benedict XIII. gab dann am 26. März 1725 die Erlaubniß, daß das Fest der sel. Cunigundis in den bezeichneten Ländern am Sonntage nach dem 24. Juli als dupl. I. Class. cum Octava gefeiert werde. Anderswo wird sie auch am 27. Juli oder an andern Tagen gefeiert, und werden verschiedene Reliquien von ihr verehrt, z.B. in Gnesen ein Kleid und ein Ring etc. Von Einigen wird sie auch »heilig« genannt. (V. 661–783).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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