Morandus, S. (2)

Morandus, S. (2)

2S. Morandus, Conf. (3. al. 27. Juni). Ueber die Geburtsstätte dieses hl. Morandus, dessen Lebensgeschichte bei den Boll. am 3. Juni vorkommt, der aber in einem hdf. Kalendarium der Benedictiner, das ihnen zu Gebote stand, auch am 27. Juni genannt wird, bestehen zwei sich widersprechende Nachrichten. Nach der einen, welcher die Boll. zustimmen, war er ein geborener Alemanne, während er nach der andern einer vornehmen Familie aus der Gegend von Worms entstammte. Für letztere Annahme spricht der Umstand, daß die Eltern ihr liebes Kind, welches sie durch langes Beten von Gott erhielten, Ihm auch wieder schenkten, und zwar legten sie zu Worms, im hohen Dom, der zu Ehren der hl. Gottesmutter erbaut ist, ihre Votivgaben zu diesem Ende nieder. So wurde der hl. Morandus, nachdem er im elterlichen Hause die Frömmigkeit so zu sagen mit der Muttermilch eingesogen hatte, ein Zögling der Wormser Stiftsschule. Nach vollendeten Studien wurde er Priester und machte eine Wallfahrt nach Spanien in die Kirche des hl. Jacob von Compostella. Auf dem Wege sah er die Abtei Clugny. Das fromme Leben der Mönche gefiel ihm, er bat also bei seiner Heimkehr um die Aufnahme und erhielt sie. Er wurde vom hl. Abte Hugo am Anfang des 12. Jahrh. zwischen den Jahren 1105 und 1109 als Prior ins Filialkloster St. Christoph, welches Friedrich Graf von Pfirt im Gebiete von Basel gestiftet hatte aufgenommen. Schon als Kind und junger Priester (vgl. für die folgende Darstellung das schöne Büchlein von Fues: der hl. Morandus, Apostel und Patron des Sundgaues und der Stadt Altkirch) hatte er Proben seiner künftigen Heiligkeit abgelegt. Keine menschliche Zunge wäre im Stande, die glühende Andacht zu schildern, welche ihn beseelte, so oft er am Altare stand, das unbefleckte Lamm Gottes dem himmlischen Vater aufzuopfern. Könnten die halb zertrümmerten Mauern vom Clugny Zeugnisch ablegen von Allem, was der Heilige bier that und war, würden wir mit Entzücken seine Seelengröße bewundern. Er erstieg sogleich eine solche Höhe der Vollkommenheit, daß jene, die er bei seiner Ankunft bewundert und zur Nachahmung sich vorgesetzt hatte, ihn zu bewundern Ursache hatten. Er befolgte die Lehren und Beispiele des hl. Hugo mit solchem Eifer, daß er Allen zum Beispiel diente und weit und breit der Ruf seiner Tugenden sich verbreitete. Der erste Schauplatz seines öffentlichen Wirkens und Seelsorgerlebens war die Landschaft Auvergne im südlichen Frankreich. Da es damals dort mehrere Klöster gab, welche unter dem Hauptkloster Clugny standen, und ein bestimmtes Kloster nicht genannt ist, hat er ohne Zweifel in mehreren derselben mit seiner Treue gegen die Ordensregel, durch seinen Eifer im Dienste der Gläubigen und sein apostolisches Lehrwort geleuchtet. Schon damals ließ der liebe Gott auf seine Fürbitte viele Wunder geschehen. Von allen Seiten her strömten die Kranken zu ihm, um von ihren Schmerzen befreit zu werden. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er im Sundgau zu. Einige hundert Schritte von dem Orte, wo jetzt das Städtchen Altkirch sich erhebt, stand gegen Morgen in dem so anmuthigen Thälchen eine dem hl. Martyrer Christoph geweihte Kirche, von welcher man behauptete, sie rühre aus der Zeit her, wo das Christenthum ins obere Elsaß eingeführt wurde. Man nannte sie eben deßhalb die »alti Kilche« (alte Kirche). Dieses ehrwürdige Gebäude, sowie die umliegenden Güter und das auf dem benachbarten Hügel befindliche Schloß gehörten damals dem Grafen Friedrich I. von Pfirt (gest. nach dem J. 1160). Dieser fromme Mann vergrößerte nicht bloß die alte Christophskirche, sondern erbat sich auf den Rath des Bischofs Burkard von Basel vom hl. Hugo von Clugny eine Anzahl Ordensleute, welche im Stande wären, die Kirche und die umliegenden Ortschaften würdig zu versehen. Die Schenkungsurkunde wurde am 3. Juli 1105 von Friedrich unterschrieben und in den ersten Wochen des Jahres 1106 vom Papste Paschalis II. bestätigt. Der erste Prior Constantius sah aber sogleich ein, daß hier mindestens ein deutsch redender Mitarbeiter nothwendig sei. So kam, wie oben gemeldet, der hl. Morandus nach Deutschland zurück. Er wurde in dem neuen Kloster mit unaussprechlicher Freude empfangen. Wie zu Clugny und in der Auvergne zeigte sich der Heilige auch im Sundgau als einen vollkommenen Ordensmann, als einen heiligen Priester. Alle seine Wünsche, Worte und Handlungen hatten nur ein Ziel: die größere Ehre Gottes, sein eigenes und des Nebenmenschen Seelenheil. Um Seelen dem Himmel zu gewinnen, trug er kein Bedenken, mit den reumüthigen Sündern, die sich mit Gott zu versöhnen wünschten, in dem nämlichen Zimmer zu essen und zu schlafen. Jeden Freitag verrichtete er eine Wallfahrt zur Muttergotteskirche von Giltwiller. Nicht weit von derselben fließt eine Quelle, die jetzt noch Morandsbrünnlein genannt wird, weil nach der Volkssage der hl. Morand an derselben auszuruhen und seinen Durst zu stillen pflegte. Er durchreiste die ganze umliegende Gegend, um die Sünder aufzusuchen und zu bekehren. Man sah ihn zu jeder Jahreszeit, ob es auch regnete und schneite, mit unbedecktem Haupte dahinwandern, ein Buch in der einen Hand, den Pilgerstab in der andern. Durch seine bald strengen, bald liebevollen Worte wurden die härtesten Herzen erweicht, die boshaftesten Sünder bekehrt. Auch große und vornehme Herren ließen sich von ihm zu Gott zurückführen. Unzählig aber war die Menge der Kranken, Nothleidenden und Unglücklichen, die aus allen Gegenden herkamen und bei ihm Trost und Hilfe fanden. Kein Wunder, daß dieser hochbegnadigte Mann von Hohen und Niedrigen, besonders vom damaligen Bischofe von Basel, Rudolf II. von Frohburg, als Gesandter Gottes verehrt wurde. Eines Tags kamen die Brüder mit dem Schreckensrufe, das Kloster stehe in Flammen, er möge durch schleunige Flucht sein Leben retten. Der Heilige gab in seinem Gottvertrauen ruhig zur Antwort, man solle ohne Sorge seyn, ging dann zu dem Orte, wo das Feuer am heftigsten wüthete, machte das heilige Kreuzzeichen darüber, worauf es auf der Stelle gänzlich erlosch. Einige hundert Schritte nordwärts von der Wallfahrtskirche des hl. Morandus, wie sie nachmals genannt wurde, an der Straße nach Mühlhausen steht in einer Feldkapelle ein Fels, an welchem eine Vertiefung in Gestalt eines Menschenkopfes bemerkt wird. Sie wird gewöhnlich St. Morands-Ruhe genannt und soll einer alten, sehr verbreiteten Sage zufolge ihr Daseyn folgendem Ereignisse verdanken. Der hl. Morand war nach Wahlheim gegangen, um die hl. Messe zu lesen, als auf dem Rückwege ein starkes Hagelwetter entstand, das ihn nöthigte, unter einem am Wege hervorragenden Felsen Schutz zu suchen. Und siehe, der harte Stein gab seinem Haupte nach, um eine Vertiefung zu bilden, die demselben einen Schirm gegen das Unwetter darbot. Durch sein Gebet heilte er alle Arten von Krankheiten. Den Grafen Friedrich selbst, der von der lähmenden Gicht mit solcher Heftigkeit befallen wurde, daß sein Mund ganz auf die Seite gezogen und sein Angesicht sehr entstellt war, heilte er durch bloße Berührung. Von der Stunde an war das kindliche Zutrauen des Grafen zum hl. Morandus so groß, daß er ihn zu seinem geistlichen Führer und Rathgeber wählte und nichts mehr ohne dessen Rath oder Gutachten that oder unternahm. Als daher der Abt Pontius von Clugny, Nachfolger des hl. Hugo, im J. 1115 nach dem Sundgau kam, erhielt er leicht eine neue Schenkungsurkunde der Christophskirche und des Klosters für die Abtei Clugny. Es läßt sich nicht genau bestimmen, in welchem Alter der hl. Morand aus dieser Welt schied, sein Todesjahr aber ist nahezu gewiß, er starb am 3. Juni 1115.255 Das Leichenbegängniß wurde in Gegenwart vieler Kloster- und Weltgeistlichen und der von allen Seiten herbeigeströmten Volksmenge mit der größten Feierlichkeit begangen. Alles beweinte bitterlich den Verlust des treuesten Freundes, des zartesten Wohlthäters, des besten Vaters. Man legte seine sterbliche Hülle mit größter Ehrfurcht mitten in der Christophskirche in ein besonderes Grab. Ueber demselben wurde ein Denkmal errichtet, auf welchem der Heilige dargestellt war. Noch vor dem Ende des zwölften Jahrhunderts erfolgte seine Heiligsprechung. Seit dem haben die Wunder an dem Orte seines Begräbnisses nicht aufgehört. Das Kloster blieb bei dem Orden von Clugny bis zum J. 1621, wo es die Jesuiten erhielten, die es bis zum J. 1774 inne hatten, wo es wieder an Clugny kam. Gegenwärtig wird die noch immer sehr besuchte Wallfahrtskirche von der Pfarrgeistlichkeit der Stadt Altkirch besorgt. Aus dem Klostergebäude ist ein Spital geworden, das der liebevollen Obsorge der barmherzigen Schwestern von Straßburg anvertraut ist. Auf Bildern sieht man den Heiligen ohne besonderes Attribut in seiner Ordenskleidung. (I. 339–359. VI. 10).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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