Moyses, S. (9)

Moyses, S. (9)

9S. Moyses, Erem. Abb. M. (28. Aug. al. 18. Juni). Dieser hl. Moyses führt den Beinamen »aus Aethiopien«. Er ist also ein Mohrenheiliger. Da es ihrer nur wenige gibt, will ich alles hersetzen was man von ihm weiß. Er lebte in der scetischen Bergwüste (in monte Scheti) in Libyen am Ende des vierten Jahrhunderts. Seine Sitten waren anfänglich weit entfernt, gute Hoffnungen zu erregen. Im Gegentheil, er war und blieb lange Zeit ein großer Sünder. Daß er heilig wurde, ist ein Wunder der göttlichen Barmherzigkeit. Kein Gottloser soll verzweifeln, kein Gerechter sich für sicher halten. Von Natur hatte er einen kräftigen, schlanken Körperbau und ein wildes, störriges, grausames Gemüth. Er diente längere Zeit bei einem vornehmen Herrn, der ihn entließ wegen seiner Gottlosigkeit. Da wurde er noch ärger, ging unter die Räuber und wurde deren Anführer. (Pallad. hist. Lausiaca, c. 22 und Sozom. hist. VI. 29.) Ein Hirt, der ohne sein Verschulden, nur weil er zufällig mit der Heerde und seinen Hunden des Weges kam, den Transport eines Raubes gehindert hatte, wurde von ihm bis auf den Tod verfolgt. Bei Tag und Nacht stellte er ihm nach. Einmal schwamm er über den tausend Fuß breiten Nilstrom, die Kleider auf den Rücken gebunden, das Schwert im Munde festhaltend, um ihn zu treffen und seine Rachsucht zu stillen. Der Hirt fand eben noch Zeit, sich in einem Schlupfwinkel, den er unter der Erde sich ausgesucht hatte, zu verbergen. Da tödtete der Räuber vier der schönsten Widder und nahm sie mit sich über den Strom. Von den Händen der Gerechtigkeit verfolgt, suchte und fand er in einem Kloster Zuflucht, ihn aber fand dort der gute Hirte, der dem verlorenen Schäflein so lange nachgeht bis Er es findet. Wie sehr er sich allmählich besserte, möge aus folgenden Zügen ersehen werden, die sich bei Cotelerius (Eccl. gr. Monum. I. 549–557) weitläufiger finden. Als er nach langer Prüfung und Buße in die Zahl der Kleriker aufgenommen wurde, sprach der Bischof, nachdem er ihm die Albe angezogen hatte: »Siehe Moyses, nun bist du ganz weiß geworden.« Er antwortete: »Ja wohl, äußerlich Vater, o möchte ich's auch innerlich sein!« Als er hierauf ins Heiligthum eintreten wollte, befahl der Bischof ihn auszuschaffen, um zu hören wie er sich dazu verhalten würde. Er sagte aber nur: »Es ist mir recht geschehen!« Einst kam ein Bruder, um eine Belehrung von ihm zu hören. Aber der fromme Greis gab zur Antwort: »Geh', schließe dich in deine Zelle ein, deine Zelle wird dich Alles lehren.« Ein anderes Mal sprach er: »Ein Mensch, welcher (die Welt) flieht, ist gleich einer reisen Traube, der unter den Menschen Weilende ist einer unreifen, bittern Traube ähnlich.« Einst kam der kaiserliche Präfect, welcher von ihm gehört hatte, ihn zu sehen. Der eiteln Ehre ausweichend, floh er in den Sumpf. Die Gesellschaft traf ihn auf dem Wege und sagte: »Alter, sag' uns, wo die Zelle des Abtes Moyses ist?« Er antwortete: »Was wollt ihr bei ihm, er ist ein einfältiger Mensch.« Aus seinen Lehrworten und Denksprüchen mögen nur ein paar hier Platz finden: »Wenn der Mensch es nicht im Herzen hat, daß er ein Sünder ist, wird ihn Gott nicht erhören.« »Wenn Einer seine Sünden bei sich trägt, sieht er nicht die seines Nächsten.« »Wenn Werk und Gebet nicht zusammenstimmen, ist beides umsonst.« »Die Hauptsache in allen Dingen ist, daß man den Nächsten nicht richte.« »Es ist Thorheit, wenn der Mensch, welcher selbst einen Todten hat, fortgeht, um seinen Nächsten zu beklagen.« »Stimme keinem zu, der über Andere Böses redet, denn Gott ist es, der Jeden beurtheilt.« So handelte er auch selbst. Ein Bruder von Sceti war in eine Sünde gefallen. Das Synedrium verlangte, daß auch Moyses erscheine. Er wollte nicht kommen. Als man gleichwohl in ihn drang, füllte er einen durchlöcherten Sack mit Sand und trug ihn in die Versammlung. Verwundert sprachen die Brüder zu ihm: »Was ist das?« Der Alte sagte ihnen: »Meine Sünden zerfließen hinter mir und ich sehe sie nicht, und ich komme heute, über fremde Fehltritte zu richten.« Da sie dieß gehört hatten, sagten sie nichts mehr zu dem Gefallenen, sondern verziehen ihm. Sein Gewissensrath und Meister war der hl. Abt Isidorus4. Er bedurfte eines so klugen und frommen Mannes, denn von Zeit zu Zeit regte sich in ihm der alte Sünder wieder und er fing an, an der frühern bösen Gewohnheit neuerdings Wohlgefallen zu finden Dabei hatte er auch mit dem Teufel schwere Kämpfe. Eines Tags schlug ihn der Satan, daß er fast gestorben wäre. In solchen Zeiten gab ihm der hl. Isidor den Rath: »Empfange die Sacramente!« Ob er als Martyrer, d.h. unter den Streichen einfallender Barbaren gestorben sei, ist ungewiß. Einige bejahen, Andere verneinen es. Die betreffende Stelle bei Cotelerius (l. c. pag. 553) heißt: »Eines Tages saßen die Brüder um ihn her. Er sprach zu ihnen: siehe, heute kommen die Barbaren, aber erhebet euch und fliehet!« Sie sagten zu ihm: »Du also, Vater, fliehest nicht?« Er antwortete: »Ich warte schon so viele Jahre auf diesen Tag, damit das Wort Christi des Herrn erfüllt werde, welcher sagt: Alle die das Schwert ergreifen, sollen mit dem Schwerte umkommen.« Jene entgegneten: »So fliehen auch wir nicht, sondern sterben mit dir.« Er sagte zu ihnen: »Ich trage keine Schuld, jeder sehe, wie er sich setze.« Es waren aber sieben Brüder. Und er sprach zu ihnen: »Sehet, die Barbaren kommen an die Thüre!« Da kamen die Barbaren und tödteten sie bis auf Einen, der sich hinter das Bett versteckte. Dieser sah sieben Kronen herniedersteigen und sie umkränzen. Hienach kann ein Zweifel, ob der hl. Moyses und die bei ihm waren, eines gewaltsamen Todes gestorben seien, wohl nicht mehr bestehen. Er hat, nach den Boll., ein Alter von 75 Jahren erreicht. Nach Meinung derselben ist es zweifelhaft, ob die Notiz eines Martyrologiums: S. S. Moyses, abb. et 6 mon. M. M. in Aegypto sich auf diesen hl. Moyses beziehen. Sicher ist aber, daß er auch am 18. Juni genannt wird: S. Moyses Aethiops cum 7 Anachoretis. Der Beisatz Aethiops läßt keinen Zweifel aufkommen, während oben das in Aegypto Bedenken erregt.257 Von den Genossen seiner frühern Lebensweise ist wenigstens Einer durch ihn bekehrt worden. Die Zeit seines Todes setzen die Boll. in den Ausgang des vierten Jahrhunderts. Bildnisse zeigen ihn als Einsiedler an einem Brunnen arbeitend. (VI. 199–212.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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